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Immergrün und niedrig |
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Mein Garten lebt auch im Winter
* Gernot Grueber |
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… um zu wissen, worüber wir dieses Mal
eigentlich reden, müssen wir bestimmen,
was wir als «niedrig» ansehen wollen. Ich
würde mich gerne mit Ihnen einigen auf
maximal Nabel- bis Brusthöhe. Jedenfalls
was über Augenhöhe hinausgeht und damit
«unüberschaubar» wird, kann mit dieser
Vorgabe nicht mehr als niedrig bezeichnet
werden. In diesem Beitrag möchte ich auch
nicht unterscheiden zwischen holzartigen
und krautartigen Pflanzen, also zwischen
Gehölzen und Stauden. Die Endhöhe der
Gehölze möchte ich so verstanden wissen,
dass die Eiben- oder die Kirschlorbeersorte
ohne Schwierigkeiten durch Schnitt auf
höchstens Brusthöhe gehalten werden kann.
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Busch-Efeu,
fruchtende Form |
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Einheimische immergrüne Pflanzen sind
recht wenige aufzuzählen: Da sind Eiben,
Wacholder-Sorten, Bergföhren und Efeu. Die
Eibe «Repandens» wächst flach ausgebreitet,
während cuspidata «Nana» aufrecht
wächst. Dazu passend sind die Bodendecker
Ysander (Pachysandra), Elfenblumen
(pinnatum «Elegans» und versicolor
«Sulfureum»), Rosettensteinbrech (Saxifraga
urbium) und Golderdbeere (Waldsteinia
ternata). Ein wenig beachteter immergrüner
Kleinstrauch ist Sarcococca hookerana
humilis, der zu den Buchsbaumgewächsen
gehört. Unter den Buchsbäumen gibt es
einige, die klein bleiben: Einfassungsbuchs
(B. suffruticosa) und Myrthenbuchs mit besonders kleinen Blättchen und breitpyramidalem
Wuchs verdienen hier Erwähnung.
Buchse und Eiben ertragen ordentlich Wurzelkonkurrenzdruck.
Dies trifft besonders
dann zu, wenn man sie gleichzeitig mit
ihren grossen Konkurrenten pflanzt. Werden
sie später im Wurzelbereich bestehender
Pflanzungen gesetzt, kommt das möglicherweise
einem Überlebenskampf auf
verlorenem Posten gleich.
Bei den Bergföhren verdienen besonders
die durch Veredlung angezogenen
Sorten «Humpy» und «Mops» Erwähnung.
Die Form «Pumilio» ist variabel, weil sie
ausgesät und selektioniert wird. Die
Föhrenarten lassen sich schön mit Erica
und Heidekraut kombinieren. Auch einige
der Wacholder passen in diese Verwendungsgruppe
für sonnige Lagen. Besonders
die Sorten der Horizontalis- und der
Communis-Wacholder können ohne Angst
vor dem Birnbaumgitterrost gepflanzt werden.
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Hirschzungen-Farn |
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Zu der Gruppe der schattenvertragenden
und eher niedrig wachsenden Sträucher
gehören auch die Kirschlorbeersorten
«Zabeliana» mit flachem Wuchs und pfirsichförmigem
Laub, die «Otto Luyken» mit
aufrecht buschigem Wuchs und die niederliegende
«Mount Vernon» mit gewölbten
Blättern. Zwei Stauden, die mit diesen
zusammen harmonieren, sind Hirschzungenfarn
und Waldmarbelgras. Besonders die
buntblättrigen Jugendformen der kriechenden
Pfaffenkäppchen (Euonymus fortunei
«Emerald Gaiety» und «Emerald n’Gold»)
können diese etwas düstere Gesellschaft
aufhellen.
Obwohl da die Sache mit dem pH-Wert
ist, kann ich es mir nicht verkneifen,
wenigstens die kleinwüchsigen Rhododendren
aufzuführen. Besonders die rot blühende
Sorte «Baden-Baden» und die vielen
neuen Selektionen der Yakushimanum-
Gruppe verdienten schon wegen ihres filzigen
Laubes mehr Beachtung. Der häufigeren Verwendung steht besonders die Meinung
entgegen, Rhododendren müssten
ein Moorbeet haben. Eine flache, leicht
überhöhte, mit Torf gefüllte Mulde genügt.
Wenn wir schon bei den Moorbeetpflanzen
sind, verdient das Lorbeerkrüglein (Leucothoe)
Erwähnung. Besonders die Sorte
«Zeblid» sorgt mit ihrem roten Winterlaub
für Farbe. Die Torfmyrthe ist in ihrem
Fruchtschmuck einmalig.
Unter den niedrigen Nadelgehölzen
möchte ich noch zwei flache Formen der
heimischen Fichte aufführen, nämlich die
Nestfichte «Nidiformis» und die Kriechfichte
«Repens». Im Gegensatz zu den Eiben
wachsen sie lieber an der Sonne. Physiognomisch
gut assortiert dazu sind Alpenbärentraube
(Arctostaphylos uva-ursi) und
Rauschbeere (Empetrum nigrum). Natürlich
auch noch die echte Heidelbeere (Vaccinium
myrtillus). Diese ist nicht grün im Winter.
Hingegen wäre der Engelsüssfarn
(Blechnum spicant) ein typischer Begleiter
der Fichten, nur leider werfen die Kissenfichten
nicht den Schatten, den sie brauchen
würden.
Bei den Efeu müssen wir unterscheiden
zwischen den kriechenden, bodendeckenden
Jugendformen, die in vielerlei Farbvarianten
angeboten werden, und den buschig wachsenden
blühenden und fruchtenden Altersformen.
Die Efeu sind hinsichtlich Wasserbedarf
auf der anspruchsloseren Seite. Das
heisst, dass sie sich auch im Wurzelbereich
von Konkurrenten behaupten können.
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Torfmyrthe,
eine Moorbeetpflanze
im
Fruchtschmuck |
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In nicht allzu trockenen Hausrabatten
verdienten die vielen Neuseeländer
Strauch-Veronikaarten, mehr verwendet zu
werden. Sie variieren in Laubfarbe, zwischen
matt blaugrün, olivfarbig, glänzend
grün, im Wuchs je nach Sorte aufrecht,
kugelig oder breitbuschig. Zu ihnen passen
Lavendel, Rosmarin, Salbei, Ysop und Thymianarten.
Die Skimmien vertreten die eher
seltene Familie der Rautengewächse (zu
denen zum Beispiel die Würzpflanze Weinraute gehört). Skimmia japonica macht
schöne rote Beeren, die den ganzen Winter
über bleiben, weil sie von den Vögeln
verschmäht werden. Skimmia foremanii
bleibt niedriger und macht rote Früchte,
während Skimmia reveesiana «Rubella»
männlich ist, rosa blüht und kaum einen
Meter gross wird. Alle Skimmien haben
gerne humusreichen Boden und bevorzugen
absonnige Lagen, z.B. Hauszugangsrabatten.
Dieser Standortvoraussetzung
würde auch der Davids-Schneeball entsprechen.
Er entwickelt sich zu einem flachovalen
Strauch mit spitzovalen Blättern. Er
blüht weiss und schmückt sich mit blauen
Beerendolden.
Die Pfaffenkäppchen zeigen dasselbe
Entwicklungsmuster wie die Efeu Als
Jugendformen kriechen sie als Bodendecker
und dementsprechend gibt es
viele aufrecht wachsende grünblättrige,
goldbuntblättrige und weissbuntblättrige
Alters-Formen. Auch die Stechpalmenfamilie
kann mit kleinwüchsigen Abkömmlingen
aufwarten. Besonders die Formen
crenata «Convexa» und «Golden Gern»
gehören dazu.
Kommen mir die Berberitzen wegen ihrer
Stacheltracht erst zuletzt in den Sinn? Die
niedrigste immergrüne ist Berberis candidula,
ein unwahrscheinlich zähes Geschöpf. Eine
gute Kulturform ist das Kind von Berberis
verruculosa und Berberis candidula. Es wurde
auf den Namen «Telstar» getauft und wird
etwa einen Meter gross und ebenso breit.
Wenn schon Stachelgestrüpp: Auch die Pyracantha
haben eine ordentlich abschreckende
Wirkung. Die Sorten «Teton» und Soleil d’Or
gehören zu den kleineren Mitgliedern der
Feuerdornfamilie.
Schön, dass es Pflanzen gibt, die uns den
Gefallen tun, ihre Laubtracht zu behalten,
sonst wären unsere Gärten im Winter traurig
kahl. |
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Hebe ochracea (gelb); Hebe glaucophylla (bläulich); Hebe vernicosa (grün) – Strauch-Veronica |
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* Grueber + Co. Pflanzenschulen, 8135 Langnau am Albis |
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