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HEV 2/2007 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Diesmal ist es eine Freundin im Garten!
* Barbara Scalabrin-Laube
 
     
  Cyclamen  
     
  Winter! – Was soll ich da im Garten? Wäre es nicht am klügsten, mich in einen bequemen Stuhl zu setzen und mit einem Gartenbuch von besseren Zeiten zu träumen, als Faserpelz, Winterstiefel, Mütze und gefütterte Gartenhandschuhe anzuziehen und in den Garten zu gehen? – Den Gedanken kenne ich, aber sobald ich meine Faulheit überwunden habe und mit der Schere oder der zweizinkigen Rosengabel im Garten arbeite, geniesse ich die Möglichkeit, auch in der kalten Jahreszeit draussen zu sein. Meine ersten diesbezüglichen Erfahrungen machte ich während eines einmonatigen Aufenthalts im Januar bei Freunden in Südengland. Am Sonntag «klebten» wir jeweils gemeinsam an ihrem steilen Hang und jäteten oder setzten neue Pflanzen. Bernard trug dabei immer ein kariertes Hemd und eine Krawatte, ohne die er laut eigener Aussage gefroren hätte!
Auch ohne Krawatte machte mir das winterliche Gärtnern Spass, vor allem weil ich merkte, dass ich auf diese Weise viele Pflanzen entdeckte, die ich sonst vielleicht übersehen hätte, wie z.B. das kleine Vorfrühlings- Alpenveilchen Cyclamen coum, das auch bei uns bereits im Februar blüht.
Wenn ich – wie immer in der kalten Jahreszeit – die Blätter der Lenzrosen (Helleborus x Hybridus) zurückschneide und gleichzeitig das Laub dazwischen entferne (und mich über die Mausgänge unter der Laubschicht ärgere!), finde ich – meist unter Laub abwerfenden Gehölzen – die erste weisse, rosa oder lila Blüte des Alpenveilchens. Die aus einem Knollen wachsende Pflanze mit den rundlichen oder herzförmigen Blättern gehört zu meinen erklärten Lieblingen und ich freue mich über jeden neuen Standort, den ich – den Ameisen und Vögeln sei Dank – entdecke.
Doch was muss man über die Cyclamen coum wissen, wenn man gern schon bald selber einen kleinen Teppich unter einem Gehölz haben möchte?
Der Name Cyclamen stammt vom griechischen Wort kyklamenos ab, das in etwa mit «runde Form» übersetzt werden kann. Vielleicht bezieht sich die Bezeichnung auf die runde Knolle, vielleicht aber auch auf das runde Röckchen, das die Blütenblätter bilden.
Die bisher bekannten zwanzig verschiedenen Arten der Gattung gehören zur Familie der Primulaceae. Beheimatet sind sie sowohl in Europa als auch vom Mittelmeerraum bis hin zum Iran. Eine Art stammt gar aus Somalia.
Wer schon einmal eine Zyklame (Cyclamen persicum, Hybriden und Sorten) aus dem Blumengeschäft in den Garten gepflanzt hat, weiss, dass nicht alle Arten winterfest sind. Alle aber schätzen zwischendurch eine kühlere Periode mit tieferen Temperaturen. Bei den frostempfindlichen Arten bedeutet «kühl» zwei bis fünf Grad Celsius plus. Ein leicht beschatteter, eher trockener Standort mit kalkhaltigem, gut durchlässigem Humus ist ideal. So wachsen vor allem die Vorfrühlings- Alpenveilchen unter Laub abwerfenden Gehölzen besonders gut, ist es dort doch im frühen Frühling hell, im Sommer dann schattig und dank dem Wurzeldruck des Gehölzes trocken. Auf diese Weise gepflanzt ist die Gefahr, dass der Knollen verfault oder von Pilz befallen wird, vermindert.
Ich habe mein erstes Cyclamen coum unter eine Spirea japonica gepflanzt, wo es sich offensichtlich wohl fühlt, denn es hat sich im Lauf der Zeit zu einem ansehnlichen Teppich ausgebreitet. Zudem haben vermutlich Vögel oder Ameisen die etwa erbsengrossen schwarzen Früchte an andere Plätze transportiert. Daher finde ich die hübschen Pflanzen im Kiesweg (Durchlässigkeit!), unter einer Zaubernuss, im Bereich der Buchenhecke und im Wurzelbereich einer Strauchrose, aber auch unter den Blättern der Lenzrosen.
Leider sind Cyclamen-Arten nicht in jedem Gartencenter erhältlich. Das mag verschiedene Gründe haben. Einerseits brauchen sie, im Topf kultiviert, besondere Pflege, weil sie nicht zu sehr gewässert werden dürfen, damit der Wurzelknollen nicht von Pilzen befallen wird und/oder verfault. Anderseits sehen sie bald nach der Blüte nicht mehr sehr attraktiv aus, da die meisten Arten einziehen. Wer will denn schon einen vermeintlich leeren Topf kaufen? Zudem ist der Handel von Knollen direkt vom Wildstandort eingeschränkt oder verboten, denn die Pflanzen sind nach den Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Manchmal werden jedoch Knollen des Cyclamen coum im Herbst in Samenkatalogen angeboten. Und wer früh im Jahr in eine gute Gärtnerei geht, wird die zierlichen Blumen oft ebenfalls finden.
Schon bald nach dem Pflanzen im Herbst treiben die runden oder herzförmigen Blättchen des Cyclamen coum aus. Sie sind sehr variabel; oberseits dunkelgrün bis fast silbrig gezeichnet, unterseits rötlich bis karminrot. Auch wenn die Cyclamen nicht blühen würden, wären sie wegen der interessanten Blätter wert, gepflanzt zu werden. Auf die weissen, rosa oder lila Blüten möchte ich jedoch nicht verzichten.
Die Alpenveilchen sollte man nicht zu tief pflanzen. Kauft man sie im Topf, so soll man sie gleich hoch einpflanzen, wie sie im Topf wachsen. Die nackten Knollen hingegen sollte man mit etwa drei bis vier Zentimetern Substrat zudecken. Vorsichtige Gärtnerinnen und Gärtner schützen sie im ersten Jahr mit etwas Reisig. Cyclamen coum sind in unserem Klima winterhart und brauchen den Wintermantel nicht zwingend.
Unser Cyclamenbestand ist gesund. Ich bin froh, dass er noch nie von Dickmaulrüsslerlarven befallen wurde. Ab und zu finde ich eine halb ausgegrabene Knolle, vermutlich das Werk von Vögeln. Die Cyclamenwelke hingegen habe ich im Garten noch nie beobachtet. Bei den im Haus gehaltenen Cyclamen persicum kenne ich indessen das Problem von Umfallkrankheit, Grauschimmel und Welke. Vermutlich wurden diese meist durch zu grosse Wassergaben, falschen Standort oder nachlässige Pflege verursacht.
 
      Wie schon erwähnt, sind viele Cyclamen- Arten nicht ganz winterhart. In unserm Garten hat sich neben dem Vorfrühlings-Alpenveilchen das im August und September blühende Cyclamen hederifolium bewährt, dessen efeuartige (daher der Artenname: Hedera = Efeu) Blätter sich erst nach der Blüte entwickeln und bis im Frühling attraktive Blattteppiche bilden. Das efeublättrige Alpenveilchen stellt in etwa die gleichen Ansprüche wie Cyclamen coum.
In warmen, durchlässigen Böden an halbschattiger Lage wächst zudem das einheimische Cyclamen purpurascens mit den runden oder nierenförmigen Blättern und den rosa bis roten, duftenden Blüten im Juni bis August. Diese Art zieht als einzige nicht ein, der Blattschmuck ist also ganzjährig.
 
  Cyclamen    
   
  Cyclamen vermehrt man am besten durch frische Samen. Junge Pflanzen blühen allerdings erst nach ein paar Jahren, aber die Geduld lohnt sich.
Von Barry Glick, einem Mitglied der Cyclamen- Gesellschaft in England, habe ich erfahren, dass sich Cyclamen als Zimmerpflanzen über Jahre kultivieren lassen, wenn man einige einfache Regeln einhält. Als Erstes empfiehlt er, die Pflanzen nicht zu sehr zu wässern, vor allem nicht im Wasser stehen zu lassen. Sind sie verblüht, sollte man das Substrat erneuern, stehen sie doch meistens in torfhaltiger saurer Erde. Sie brauchen aber durchlässigen, eher kalkhaltigen Boden. Wenn sie dann eingezogen sind, sollte man sie trocken und kühl halten, aber nicht austrocknen lassen. Wenn sie im Herbst wieder zu wachsen beginnen, können sie mit Zimmerpflanzendünger und etwas mehr Wasser zu neuer Blüte gebracht werden. Auf diese Weise kann man die Pflanzen über längere Zeit behalten, anstatt sie in den Kübel zu werfen.
Nun werden Sie verstehen, warum ich manchmal auch im Winter die Arbeitskleider anziehe und im Garten werke, denn wenn ich dann meine zierlichen Freundinnen sehe, freue ich mich ebenso sehr wie über meinen treuen Vogel Robin, der mich auch im winterlichen Garten begleitet. Ich gebe gern zu, dass die Zyklämchen weniger auffällig sind als die gelben Winterlinge, die reichen Blütentrauben der Mahonia «Wintersun», die zwirbligen Blüten der Zaubernuss, die duftenden Schneebälle, die Winterblüte, die frühen Schneeglöckchen oder die Lenzrosen und viele mehr, aber für mich haben sie einen ganz besonderen Reiz.
 
     
  * Cottage Garten, 8453 Alten  
 
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