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Das Wort Hypothek ist von einem eher
unangenehmen Beigeschmack begleitet.
Eine schwere Hypothek mit sich herumtragen
oder – noch schlimmer – für jemanden
eine Hypothek sein, ist so etwa das
Schlimmste, was einem passieren kann.
Stellen wir uns aber vor, es gäbe keine
Hypotheken. Wer kann sich schon die
Anschaffung eines Hauses ohne Hypothek
leisten und welcher Betrieb ist für seine
Liquidität nicht darauf angewiesen? Hypotheken
– ein notwendiges Übel also?
Betrachten wir es doch positiv. Dank Grundeigentum
sind viele von uns in der Lage,
Kredite zu günstigen Bedingungen zu erhalten.
Werfen wir einen Blick zurück, stellen
wir fest, dass wir seit über zwanzig Jahren
für Hypotheken weniger als 5 Prozent Zins
zahlen. Und gleitet unser Blick über die
Landesgrenze hinaus, müssen wir uns eingestehen,
dass wir keinen Grund zum Klagen
haben, sind doch die Zinsen anderswo
erheblich höher. Seit Mitte 2005 bezahlen
wir mit 3% für variable Hypotheken gar
rekordtiefe ZKB-Zinsen. |
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Markt und Konkurrenz werden gross
geschrieben
Allerdings entwickelt der Hypothekenmarkt
seit einigen Jahren eine grosse Dynamik
und ungeahnte Innovationskräfte. Der
Kreditsuchende kann daher zwischen echten
Alternativen wählen. Einfach ist das
allerdings nicht. So klar wie auf der Grafik
ist die Sache nämlich nicht einmal bei den
variablen Hypothekarzinsen der ZKB. Die
dargestellte Kurve gibt nur die Entwicklung
für erstrangige Hypotheken und für erstklassige
Schuldner dar. Je nach Rating muss
Letzterer eventuell tiefer in die Tasche greifen.
Wie das so ist: Wer hat, dem wird
gegeben. Wer ein höheres Risiko darstellt,
der muss dafür höhere Zinsen bezahlen.
Zudem ist die ZKB nur eines von zahlrei chen Finanzinstituten, und unter diesen gibt
es erhebliche Unterschiede. |
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Postmoderne Unübersichtlichkeit
Varietäten gibt es nicht nur in Bezug
auf den Zinsfuss, auch bei den übrigen
Konditionen, wie Laufzeit, Variabilität,
Amortisation oder Anbindung an bestimmte
Berechnungsfaktoren. Der funktionierende
Markt hat eine echte Konkurrenzsituation
geschaffen. Diesen Vorteil bezahlt
der Kreditsuchende aber mit dem Verlust
der Übersicht. Wer ein neues Hypothekardarlehen
aufnimmt oder ein bestehendes
erneuern muss, hat heute die Qual der
Wahl. Die Hauptschwierigkeit liegt in der
Herstellung von Vergleichbarkeit, der Abwägung
von Zinsvorteilen gegenüber der
Einschränkung der Handlungsfreiheit und
der Unwägbarkeit der Ablösungskosten.
Beliebt sind zurzeit Hypotheken mit festen
Laufzeiten, weil sie das Risiko von Zinsschwankungen
ausschliessen. Allerdings ist
damit das Risiko nicht aufgehoben, sondern
nur verschoben, nämlich auf den Ablauf der
festen Dauer. Wer kann heute voraussagen,
wie sich das Zinsniveau entwickelt und ob
man eventuell besser damit fahren würde,
frei zu sein, früher auf ein günstigeres Angebot
umzusteigen? Nachteilig kann eine Festhypothek
auch sein, wenn sich die persönliche
Lebenssituation wesentlich verändert
und die Liegenschaft verkauft werden muss.
In aller Regel verlangt die Bank dann eine
Ablösesumme, sprich Penalty.
Daneben gibt es beispielsweise auch die
Geldmarkt oder Libor-Hypothek, deren Zinssatz
sich im Rhythmus von 3, 6 oder 12
Monaten nach dem Euro-Geldmarktsatz
richtet. Damit ist die Entwicklung zwar völlig
transparent und marktgerecht, kann aber
auch grösseren Schwankungen unterliegen.
Mit einem Zinsdach kann man sich gegen
steigende Zinsen absichern. Gratis ist es aber
nicht zu haben. Die ZKB bietet neuerdings
auch auf eine andere Weise Sicherheit: mit
einer Hypotheken-Versicherung. Damit ist
allerdings nicht das Zinsrisiko versichert, sondern
ein allfälliger Wertverlust der Liegenschaft.
Zurzeit rechnet man tendenziell eher mit
einem Anstieg der Hypothekarzinsen. Allerdings
steht dieser nicht unmittelbar vor der
Tür und dürfte auch moderat ausfallen. Dennoch,
wer jetzt einen Entscheid in Sachen
Hypotheken treffen muss, tut gut daran, sich
fachmännisch beraten zu lassen. Auch auf
dem Beratungssektor ist die Konkurrenz
gross genug, dass jedermann einen Fachmann
finden kann, dessen Neutralität er vertraut.
Übrigens: Prüfen Sie auch das Angebot
des Hauseigentümerverbandes Schweiz. |
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