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HEV 7/2007 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Auch Pflanzen haben graue Haare!
* Barbara Scalabrin-Laube
 
     
  «Grossvater, diese Pflanze muss uralt sein. Sie hat ja bereits graue Haare!», soll ein kleiner Knabe beim gemeinsamen Spaziergang durch den Garten zu seinem Grossvater gesagt haben. Die beiden hatten die silbergrauen, behaarten Blätter der Salvia argentea (Silberblattsalbei) entdeckt, welche der Enkel als Zeichen des Alters deutete. Hat der genau beobachtende Bub mit seiner Aussage in Bezug auf die Menschen Recht, trifft sie bei den Pflanzen nicht zu. Silberne Haare haben Letztere, weil sie sich damit vor Hitze und starkem Sonnenschein schützen. Sie alle bevorzugen sonnige Plätze und möglichst durchlässige Böden. In den Schatten gepflanzt, sehen sie wirklich «alt» aus oder gedeihen gar nicht.
Meine liebste grauhaarige Staude ist eine Distel, stachelig, widerspenstig, trotzdem von besonders anmutigem Wuchs, genau so, wie ich es auch bei Menschen mag! «Miss Willmott’s Ghost» heisst in England das zweijährige Eryngium giganteum, die Elfenbeindistel, aus dem Irak. Miss Willmott, eine exzentrische englische Gartenliebhaberin (1858– 1934), soll die Samen dieser Bienenfutterpflanze jeweils als Gast in anderen Gärten heimlich ausgestreut haben. Wir selber haben die ersten Pflanzen nicht etwa heimlich «geschenkt» bekommen, sondern freiwillig ausgepflanzt. Seither staunen wir, wo sie überall auftauchen, am häufigsten im Kies der Gartenwege, wo ich sie im Randbereich gern dulde. Mit selber vermehrten Jungpflanzen als Geschenk sorge ich dafür, dass sie auch in andern Gärten wachsen! (Miss Willmott indessen imitiere ich nicht, denn heimliche Geschenke im Garten sind mir eher unheimlich.) Übrigens, die berühmte Gärtnerin beschäftigte in ihren besten Zeiten zweihundert uniformierte Gärtner, um sich ihren Gartentraum zu verwirklichen. Das war etwas zu viel; sie starb völlig verarmt!
 
  Die Grauhaarige Pflanzen habe ich genauso gern wie die Anekdoten um die sagenumwobene Gärtnerin. Wie Silberschmuck wirken diese im Garten: Sie schmeicheln den zartgelben Blüten, lassen Rot besonders leuchten und Blau sanft wirken. Sie vermitteln z.B. zwischen Rosa und Gelb, zwei Farbtönen, die nebeneinander vielleicht wenig harmonisch wirken, mit Silber dazwischen jedoch spannend sein können. Im weissen Garten verstärken gezielt eingesetzte Grauhaarige den Eindruck einer hellen, lichten Atmosphäre.      
    Campanula persicifolia, Campanula medium
Campanula persicifolia, Campanula medium, Rosa «Bonica», Stachys bycantina und Artemisia «Powis Castle».
 
       
  Von zeitgenössischen Gartendesignern werden graue Pflanzen gern mit «schwarzen» kombiniert. Ich selber finde vor allem die verschiedenen Blattformen faszinierend: So hat die Artemisia «Powis Castle» zart geschlitzte Blätter, während die Cynara cardunculus, die Artischocke, dagegen kräftige vielfingrige Blätter aufweist. Aber auch die filzigen Eselsohren der Stachys byzantina finde ich attraktiv. Ihre rosa Blüten sind unauffällig, die Blätter hingegen bilden silberne Teppiche, die im Winter nicht einziehen. In unserm Garten hat sich dazwischen die feinblättrige Zypressenwolfsmilch Euphorbia cyparissias «Fens Ruby» angesiedelt, ein lieblicher Kontrast.  
      Wer sich ein Beet in Pastelltönen anlegen möchte, wird beim Auswählen der Pflanzen auf grauhaarige und silberne nicht verzichten, wird doch damit das Sanfte der zarten Farbtöne verstärkt: Die verschiedenen Lavendel, das Currykraut (Helichrysum italicum), das stark würzig riechende Heiligenkraut (Santolina chamaecyparissus) und die graufilzige Salbei (Salvia officinalis) können statt im Kräutergarten in diesem Beet einen Platz finden. Ebenso attraktiv sind die stark gefiederten Blätter der bereits erwähnten Artemisia «Powis Castle», eines Zierwermuts. Katzen schätzen zudem das starke Aroma der Katzenminze, in der sie sich mit Vorliebe wälzen und die Pflanze damit im Austrieb zerstören. Die Sorte Nepeta racemosa «Walkers Low» scheint weniger stark zu riechen, wird sie von den Vierbeinern doch in Ruhe gelassen. Ich bevorzuge sie wegen ihrer langen Blütezeit, den blauen, ährenförmigen Blüten und der Standfestigkeit bei einer Höhe von etwa 60 cm. Ausserdem wird sie von den Schnecken gemieden.  
  Stachys bycantina und Artemisia «Powis Castle»
Stachys bycantina und Artemisia «Powis Castle».
   
       
  Ferner wachsen an sonnigen Stellen auch die fiedrigblättrigen Schafgarben. Besonders silbrig sind die Blätter der Achillea «Moonshine». Mit einer Höhe von etwa 40 cm und den hellgelben Blüten passt sie, in einer Gruppe gepflanzt, in den Vordergrund einer Rabatte. Will man mit Kontrasten arbeiten, wäre eine Yucca filamentosa mit den pfeilförmigen Blättern eine mögliche Partnerin. Sie wächst am besten in nährstoffarmem Boden. Einen ähnlichen Effekt kann man mit verschiedenen Iris barbata, den Bartiris, erreichen. Will man eine ausnehmend hohe Silberpflanze haben, wählt man vielleicht eine Königskerze. Als besonders silberfilzig gilt die Königshaarsilberkerze (Verbascum bombyciferum) aus Kleinasien. Sogar der Blütenstand dieser Art ist seidig-filzig behaart, so dass sich die schwefelgelben Blüten fast etwas verstecken.  
  Vielleicht möchten Sie gar einen Baum mit silbernen Blättern haben. Als «Schweizerin» käme die in den Alpen heimische Zwergweide (Salix helvetica) in Frage. Sie hat neben den haarigen Kätzchen silbergraue, behaarte Blättchen und wird bloss etwa 50 cm hoch. Seit ich sie in einem Topf kultiviere, entwickelt sie sich gut. An verschiedenen Plätzen in unserem Garten ausgepflanzt, ist sie jeweils nach kurzer Zeit verschwunden. Offensichtlich hat ihr der schwere Lehmboden nicht behagt.      
    Stachys bycantina
Stachys bycantina
 
       
  Ein Opfer der Mäuse wurde einer der beiden weidenblättrigen Birnbäume (Pyrus salicifolia). Der in Ruhe Gelassene erfreut uns im Frühling mit feinen, weissen Blüten und nachher mit den silbernen, schmalen Blättern. Die etwa 3 cm langen Birnchen hingegen sind kein Genuss.
Leider ist die silberne Ölweide (Elaeagnus «Quicksilver») nicht garantiert winterhart, aber ihren unscheinbaren gelben, stark duftenden Blüten und den silbrigen Blättern kann ich, nachdem ich sie kürzlich in England wieder gesehen habe, nicht mehr länger widerstehen. Vielleicht wird der nächste Winter mild!
Noch weniger winterhart sind die knorrigen Olivenbäume (Olea europaea), die natürlich auch in den Silbergarten gehören. Sie müssen im Kalthaus überwintern. Dort stehen sie dann zusammen mit dem Convolvulus cneorum, dem Silberbusch aus dem Mittelmeergebiet, der nicht nur wegen der silbernen Blätter, sondern auch wegen der zahlreichen weissen Windenblüten entzückt. Daneben steht das Teucrium fruticans, ein hellblau blühender, strauchiger Gamander mit graufilzigen Blättern.
 
  Einfacher zu kultivieren und völlig winterhart ist hingegen der Sanddorn (Hippophaë rhamnoides). Anspruchslos und schmuck mit seinen roten Früchten hat er nur einen kleinen Fehler: Er breitet sich mit Ausläufern aus! Übrigens ist das Gehölz zweihäusig. Um Früchte ernten zu können, braucht es eine weibliche und eine männliche Pflanze. Auch die zweijährige schottische Distel (Onoporum acanthium), die in fruchtbarem Boden bis 1,8 m hoch werden kann, ist ein problemloser, aber stachliger Gast im Garten.      
    Athyrium metallicum (Farn) und Hosta «Hadspen blue»
Athyrium metallicum (Farn) und Hosta «Hadspen blue»
 
       
  Längst nicht alle silberhaarigen Pflanzen kann ich im Rahmen dieses Artikels aufführen. Meine Auswahl ist subjektiv und lückenhaft, vor allem auch, da wir selber in unserem halbschattigen Garten nur beschränkt die richtigen Standorte anbieten können. Da können Sie sich sicher vorstellen, wie beglückt ich war, als ich in einer Gärtnerei in England verschiedene Sorten des blaugrauen Farns (Athyrium niponicum monstr. metallicum) entdeckte, die ich mir bereits im Moorbeet neben dem silbergrauen Lamium maculatum «White Nancy» und dem leicht silbrig wirkenden Rhododendron Yakusimanum- Hybriden vorstelle. Schade, ist der Raum im Koffer jeweils begrenzt!
Aber Träume von Pflanzen mit grauen Haaren müssen nicht Schäume bleiben!
 
     
  * Cottage Garten, 8453 Alten  
 
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