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HEV 8/2007 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Villandry – Der Königsgarten
* Luzius Winkler
 
     
  Das Schloss Villandry gehörte zwar nie einem französischen König, jedoch ist sein Garten umso königlicher. Er ist sowohl eine Fülle an verschiedensten Gemüse- und Obstarten als auch sehr eindrücklich und stark gegliedert. Es ist das Prunkstück unter den Gärten im Loire-Tal. Jean Le Breton, der Staatssekretär von Franz I., hat 1527 mit dem heutigen Bau des Schlosses begonnen. Jean Le Breton war nicht nur ein grosser Financier, sondern auch im Dienste der Krone jahrelang Bauleiter beim Bau von Chambord. Zuvor war er lange Zeit Gesandter in Italien, wo er in aller Ruhe die italienischen Gärten studieren konnte.
Jean Le Breton liess als einziges Relikt des ehemaligen Schlosses nur den Turm stehen. Der grosse gepflasterte Innenhof wird dreiseitig gefasst und zum Tal hin geöffnet. Arkadiengalerien, Steinkreuzfenster, umrahmt von reich verzierten Pilastern, hohe Dachgauben mit skulpturalen Ziergiebeln, steile grosszügige Schieferdächer bilden den Rahmen eines Ehrenhofes von seltener Eleganz. Die Eleganz wird unterstrichen durch den subtilen Umgang mit Licht und Schatten.
 
     
  Gemüsegarten im Schloss Villandry  
  Der Gemüsegarten mit den geschnittenen Lindenaalen als Einfassung und im Vordergrund das Quadrat der leidenschaftlichen Liebe.  
     
  So sagt man, dass die Stimmung zwei Stunden vor Sonnenuntergang am schönsten ist. Die allgemeine Ordnung der drei Gebäudekörper weist sich durch die starke Betonung der Horizontalen mit den drei durchgehenden Bandgesimsen aus. Die Vertikale wird durch die starken Einfassungen der Fenster und Dachfenster gezeichnet. Sie steht klar an zweiter Stelle, da sie von den drei Horizontalen durchbrochen wird. Da das Schloss auf die alten Fundamente gestellt wurde, ist der eine Flügel kürzer als der andere und somit ist die Fenstereinteilung des einen Flügels auch nicht kongruent zum andern. Dies stört jedoch dass Gesamtbild absolut nicht, sondern verleiht dem Anwesen eine Verspieltheit. Das Schloss wird von einem intakten Wassergraben umgeben.
1906 erwirbt der spanische Doktor Joaquim Carvallo das Schloss und legt seine Arbeit nieder und widmet sich voll und ganz der Restaurierung des Schlosses. Es soll wieder hergestellt werden, wie es im 16. Jahrhundert aussah. Einschliesslich der Renaissance-Gärten, die Jaques Androuet du Cerneauin in seinen 1576 bis 1579 veröffentlichten Stichen darstellt.
Die Gärten vereinen zwei Richtungen: Einerseits ist es die gotische Tradition mit Blumen, Arznei-, Gemüse- und Obstgärten, andererseits die eher architektonisch gegliederte italienische Gartenkunst, die die Franzosen bei ihren italienischen Feldzügen kennen lernten. Ob im gotischen oder Renaissancestil gebaute Gartenteile, sie gehen über die Nutz- und Zierproduktion hinaus, um sich auf die Ebene der Poesie, ja gar Philosophie zu erheben. Beispielhaft erwähnt sei das Parterre, welches sich direkt an das Schloss angliedert. Es ist unterteilt in zwei Bereiche.
Der Erste ist in vier Quadrate eingeteilt, welche die tragische Liebe, die unbeständige Liebe, die zärtliche Liebe und die Leidenschaft darstellen. Der zweite Bereich ist der Musik gewidmet. Der Gemüsegarten ist in neun Quadrate eingeteilt, in denen geometrische Figuren, Formen und Farben von etwa zwanzig Gemüsearten den Garten bestimmen. Im dritten, im Renaissance- Garten, werden die Kräuter und Arzneipflanzen vereint.
 
  Die drei Gärten werden gefasst von einer erhöhten Lindenallee, so kann der Besucher jede Einzelheit bewundern, ohne dass er sich der Sonne aussetzen muss. Enorm ist auch der personelle Aufwand, welcher benötigt wird, um diese Anlage zu pflegen. So sind es zehn Vollzeitstellen und drei Lehrlinge, welche den Garten pflegen. Alleine für das Schneiden der Lindenalleen (1260 St.) werden vier Mann zwei Monate lang beschäftigt. Der Gemüsegarten wird bei Trockenheit alle zwei Tage von abends 9 Uhr bis morgens um 5 Uhr gegossen.    
    Schloss mit gotischem Garten  
    Der Turm als Relikt des ehemaligen Schlosses mit dem gotischen Garten.  
     
  * Landschaftsarchitekt HTL  
 
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