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Das Schloss Villandry gehörte zwar nie
einem französischen König, jedoch ist sein
Garten umso königlicher. Er ist sowohl eine
Fülle an verschiedensten Gemüse- und
Obstarten als auch sehr eindrücklich und
stark gegliedert. Es ist das Prunkstück unter
den Gärten im Loire-Tal. Jean Le Breton, der
Staatssekretär von Franz I., hat 1527 mit
dem heutigen Bau des Schlosses begonnen.
Jean Le Breton war nicht nur ein grosser
Financier, sondern auch im Dienste der
Krone jahrelang Bauleiter beim Bau von
Chambord. Zuvor war er lange Zeit
Gesandter in Italien, wo er in aller Ruhe die
italienischen Gärten studieren konnte.
Jean Le Breton liess als einziges Relikt
des ehemaligen Schlosses nur den Turm stehen.
Der grosse gepflasterte Innenhof wird
dreiseitig gefasst und zum Tal hin geöffnet.
Arkadiengalerien, Steinkreuzfenster, umrahmt
von reich verzierten Pilastern, hohe
Dachgauben mit skulpturalen Ziergiebeln,
steile grosszügige Schieferdächer bilden
den Rahmen eines Ehrenhofes von seltener Eleganz. Die Eleganz wird unterstrichen
durch den subtilen Umgang mit Licht und
Schatten. |
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Der Gemüsegarten mit den geschnittenen Lindenaalen als Einfassung und im Vordergrund das
Quadrat der leidenschaftlichen Liebe. |
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So sagt man, dass die Stimmung zwei
Stunden vor Sonnenuntergang am schönsten
ist. Die allgemeine Ordnung der drei
Gebäudekörper weist sich durch die starke
Betonung der Horizontalen mit den drei
durchgehenden Bandgesimsen aus. Die
Vertikale wird durch die starken Einfassungen
der Fenster und Dachfenster gezeichnet.
Sie steht klar an zweiter Stelle, da sie
von den drei Horizontalen durchbrochen
wird. Da das Schloss auf die alten Fundamente
gestellt wurde, ist der eine Flügel
kürzer als der andere und somit ist die Fenstereinteilung
des einen Flügels auch nicht
kongruent zum andern. Dies stört jedoch
dass Gesamtbild absolut nicht, sondern verleiht
dem Anwesen eine Verspieltheit. Das
Schloss wird von einem intakten Wassergraben
umgeben.
1906 erwirbt der spanische Doktor Joaquim
Carvallo das Schloss und legt seine
Arbeit nieder und widmet sich voll und
ganz der Restaurierung des Schlosses. Es
soll wieder hergestellt werden, wie es im
16. Jahrhundert aussah. Einschliesslich der
Renaissance-Gärten, die Jaques Androuet
du Cerneauin in seinen 1576 bis 1579 veröffentlichten
Stichen darstellt.
Die Gärten vereinen zwei Richtungen:
Einerseits ist es die gotische Tradition mit
Blumen, Arznei-, Gemüse- und Obstgärten,
andererseits die eher architektonisch gegliederte
italienische Gartenkunst, die die Franzosen
bei ihren italienischen Feldzügen kennen
lernten. Ob im gotischen oder Renaissancestil
gebaute Gartenteile, sie gehen
über die Nutz- und Zierproduktion hinaus,
um sich auf die Ebene der Poesie, ja gar Philosophie
zu erheben. Beispielhaft erwähnt
sei das Parterre, welches sich direkt an das
Schloss angliedert. Es ist unterteilt in zwei
Bereiche.
Der Erste ist in vier Quadrate eingeteilt,
welche die tragische Liebe, die unbeständige
Liebe, die zärtliche Liebe und die Leidenschaft
darstellen. Der zweite Bereich ist der
Musik gewidmet. Der Gemüsegarten ist in
neun Quadrate eingeteilt, in denen geometrische
Figuren, Formen und Farben von
etwa zwanzig Gemüsearten den Garten
bestimmen. Im dritten, im Renaissance-
Garten, werden die Kräuter und Arzneipflanzen
vereint. |
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