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HEV 2/2008 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Winterzauber: Zaubernuss und andere
blühende Gehölze für den Winter
* Barbara Scalabrin-Laube
 
     
  Würde sich die Zaubernuss (Hexenhasel, Zauberhasel) an die Regeln in den Botanikbüchern halten, würde sie nach den zwölf heiligen Nächten am Dreikönigstag in voller Blüte stehen und mit ihren magischen Kräften, die ihr die Indianer zuschreiben, alle Gartenfreundinnen und -freunde bezirzen. Nun (ganz wie ich) hält sich dieses Gehölz nicht immer an die Vorschriften und blüht, je nach Wetter, bereits im November oder aber erst im Februar. Da ich eine Vorliebe für fast alles, was aus der Reihe tanzt, habe, wachsen in unserem Garten gleich zwei Zaubernüsse.  
      Im Schutz der hohen Bäume am Waldrand steht die chinesische Zaubernuss (Hamamelis mollis «Pallida»), die hellgelbe, duftende Blüten hat und sich – nach einem eher unauffälligen Auftritt im Sommer – im Herbst zudem im gelben Blattschmuck zeigt. Kupferrot hingegen und ebenfalls duftend sind die strubbeligen Blüten der Hamamelis x intermedia «Diane», einer Kreuzung zwischen H. mollis und H. japonica. Ihr Herbstkleid ist rot. Beide Arten blühen in unserem Garten meistens Ende Januar, wenn es oft nochmals frostig kalt wird. Die Blüten wissen sich jedoch vor der Kälte zu schützen, indem sie bei Frost, Schnee und Eis ihre Blütenblätter einrollen. Ist es wieder wärmer, sind sie strubbelig wie zuvor.  
  Hamamelis Jelena
Hamamelis Jelena. (Bild: B. Scalabrin)
   
       
  In einem Katalog las ich die Bemerkung, dass die verschiedenen Hamamelis (es sind andere Sorten und Arten in den Baumschulen erhältlich) über der Schneedecke besonders wirkungsvoll seien. Dass diese Aussage stimmt, merkten wir vor allem bei der rot blühenden «Diane», deren Blüten man kaum sieht, weil sie ohne kontrastreichen Hintergrund (eine Mauer oder eine immergrüne Hecke wären ideal) zwischen anderen Laub abwerfenden Gehölzen steht. Das Umpflanzen an einen – wie sich später herausstellte – nicht viel besseren Platz nahm der Strauch uns übel und reagierte mit einem längeren Stillstand. Nun blüht er wieder. Leider sehen wir dies nur dann deutlich, wenn die Sonne durch die Äste scheint, was in dieser Jahreszeit nicht allzu häufig vorkommt. Die gelbe «Pallida» hingegen leuchtet im winterlichen Garten auch ohne besonderen Hintergrund.
Alle Hamamelis-Arten/-Sorten können im Halbschatten oder an sonnigen Plätzen wachsen, wenn der Boden humos genug ist. Unsere gelbe Zaubernuss hat anfänglich kaum geblüht. Da ich bei meinen Nachforschungen irgendwo las, dass sie unter Monsunbedingungen besonders gut gedeihe, spielte ich in den ersten Jahren Wassergöttin und überschüttete sie im Sommer ab und zu mit kräftigen Wassergaben. Tatsächlich blüht sie seitdem jedes Jahr üppig. Ich bezweifle allerdings, ob mein «Monsun» die Ursache war oder ob sich die Pflanze ganz einfach gut assimiliert hat.
 
      Ausser einer Düngergabe im Frühjahr brauchen beide Gehölze keine besondere Pflege. Sie müssen überdies nicht geschnitten werden, da sie sehr langsam wachsen. Beim Pflanzen sollte man trotzdem überlegen, ob der Standort richtig ist, da sie einen ausladenden, vasenförmigen Wuchs haben und etwa zwei bis drei Meter hoch werden. Nachträgliches Verpflanzen ertragen sie, wie erwähnt, schlecht. Im Sommer fallen sie wenig auf, die Blätter sind graugrün und können mit denen des Haselstrauchs verwechselt werden. An diese Eigenschaft sollte man beim Bestimmen des Standortes ebenfalls denken.
Da in unserm Garten keine Forsythie und auch kein Kirschbaum steht, schneiden wir (theoretisch) am Barbaratag einen Hamameliszweig.
 
  Hamamelis intermedia Sunburst
Hamamelis intermedia Sunburst.
(Bild: B. Scalabrin)
   
       
  Er blüht und duftet allerdings in der Vase bereits nach einer Woche und nicht erst an Weihnachten, eigentlich ein idealer Barbarazweig für vergessliche Leute wie wir!
Während die Indianer die Hamamelis virginiana als wertvolle Heilpflanze schätzten und mit einem Auszug aus frisch gesammelten Zweigen Brandwunden und Geschwüre behandelten, wird sie in der Pharmazie für Venenpräparate, Handcremen und Salben zur Linderung von Sonnenbrand gebraucht. Dabei werden der Gerbstoff Hamamelitannin, vitaminreiche Fettsäuren und ätherische Öle genutzt.
Ausser den zwei Hamamelis haben wir für weitere im Winter blühende Gehölze Platz: Vor dem Küchenfenster blüht im Schatten des Hauses die Mahonia Wintersun vom Herbst bis zum Frühling. Die gelben, duftenden Rispen des immergrünen, anspruchslosen Gehölzes erinnern mich daran, dass der Winter nicht ewig dauert. Etwas ungeduldig warte ich im Herbst jeweils auf die ersten rosaweissen Blüten des Winterschneeballs Viburnum x bodnantense «Dawn». Sie duften stark und verlocken mich deshalb, ab und zu einen Zweig für die Vase zu schneiden, dies vor allem vor längeren Frostperioden, während denen die zarten Blüten erfrieren. Wird es wieder wärmer, öffnen sich weitere, noch nicht erblühte Knospen. Etwas anders verhält sich der immergrüne Lorbeerschneeball (Viburnum tinus). Die ersten, leicht duftenden, weissen Rispen erblühen ebenfalls im Herbst. Bleibt es aber über längere Zeit frostig, können Blätter und Blüten, in ganz kalten Phasen gar das ganze Gehölz, erfrieren. Der bis zwei Meter hohe Strauch aus dem Mittelmeergebiet erholt sich von den Schäden, wenn er nicht abgestorben ist, erst im Lauf des Sommers. Trotzdem möchte ich ihn nicht missen. Wäre ich zudem etwas liebevoller mit meinen Pflanzen, könnte ich ihn mit einem Wintermantel schützen. Beide Gehölze stellen keine hohen Ansprüche an den nährstoffreichen Boden und ziehen sonnige bis halbschattige Plätze vor, wobei Viburnum tinus vor morgendlicher Wintersonne geschützt stehen sollte.
 
  Im Duftgarten einer Freundin (sie pflanzt nur Gehölze und Stauden, die duften, manchmal auch unangenehm riechen!) steht die mannshohe, winterblühende und süss duftende Heckenkirsche (Lonicera x purpusii). Die rahmweissen, eher unscheinbaren Blüten duften manchmal bereits im Dezember. Dann bedaure ich, dass wir keinen Platz mehr haben.
Noch lieber würde ich den fein verzweigten Zierkirschbaum Prunus subhirtella «Autumnalis» wieder pflanzen, obwohl er mit vier Metern und ausladendem Wuchs viel Platz beansprucht. Bereits im Herbst haben mich seine weissen bis rosa halbgefüllten Blüten wegen ihrer Zartheit jeweils gerührt. In unserem windstillen Garten mussten wir einsehen, dass alle Gehölze der Gattung Prunus, ob Kirsche, Aprikose,
     
    Mahonia Wintersun
Mahonia Wintersun.
(Bild: Margrit Born, Alten)
 
       
  Pflaume oder Pfirsich, früher oder später vom Triebsterben (Monilia) und/oder der Kräuselkrankheit befallen werden und deshalb keine grosse Lebenserwartung haben. So freue ich mich, wenn ich in anderen Gärten bereits im Winter die hübsche Zierkirsche blühen sehe.
Die wehmütigen Erinnerungen verblassen jeweils schnell, wenn ich nach Hause komme und mich der Duft meines Winterfavoriten unter den Gehölzen, der Sarcococca confusa, des Christmas Box (die deutschen Namen Fleisch- oder Schleimbeere mag ich nicht) empfängt. Unscheinbar weiss, aber umso duftender sind die Blüten (Februar/März) des immergrünen Kleinstrauchs, der sogar im trockenen Schatten wächst.
Haben der Garten und ich den Februar überstanden und ist der gelbe Winterjasmin (Jasminum nudiflorum), ein weiterer Winterblüher, verblüht, können wir aufatmen. Der Frühling platzt aus allen Nähten: Magnolien, Kamelien, Tierlibaum, Schneebälle und viele mehr stürzen sich ins Festtagskleid, und die Winterblüher rücken bis zum nächsten Herbst oder Winter in den Hintergrund.
 
     
  * Cottage Garten, Alten  
 
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