|
|
|
|
|
|
Winterzauber: Zaubernuss und andere
blühende Gehölze für den Winter
* Barbara Scalabrin-Laube |
|
|
|
|
|
Würde sich die Zaubernuss (Hexenhasel,
Zauberhasel) an die Regeln in den Botanikbüchern
halten, würde sie nach den zwölf
heiligen Nächten am Dreikönigstag in voller
Blüte stehen und mit ihren magischen Kräften,
die ihr die Indianer zuschreiben, alle
Gartenfreundinnen und -freunde bezirzen.
Nun (ganz wie ich) hält sich dieses Gehölz
nicht immer an die Vorschriften und blüht,
je nach Wetter, bereits im November oder
aber erst im Februar. Da ich eine Vorliebe
für fast alles, was aus der Reihe tanzt, habe,
wachsen in unserem Garten gleich zwei
Zaubernüsse. |
|
|
|
|
Im Schutz der hohen Bäume am Waldrand
steht die chinesische Zaubernuss
(Hamamelis mollis «Pallida»), die hellgelbe,
duftende Blüten hat und sich – nach einem
eher unauffälligen Auftritt im Sommer – im
Herbst zudem im gelben Blattschmuck
zeigt. Kupferrot hingegen und ebenfalls
duftend sind die strubbeligen Blüten der
Hamamelis x intermedia «Diane», einer
Kreuzung zwischen H. mollis und H. japonica.
Ihr Herbstkleid ist rot. Beide Arten
blühen in unserem Garten meistens Ende
Januar, wenn es oft nochmals frostig kalt
wird. Die Blüten wissen sich jedoch vor der
Kälte zu schützen, indem sie bei Frost,
Schnee und Eis ihre Blütenblätter einrollen.
Ist es wieder wärmer, sind sie strubbelig wie
zuvor. |
|
|
Hamamelis Jelena. (Bild: B. Scalabrin) |
|
|
|
|
|
|
|
In einem Katalog las ich die Bemerkung,
dass die verschiedenen Hamamelis (es sind
andere Sorten und Arten in den Baumschulen
erhältlich) über der Schneedecke besonders
wirkungsvoll seien. Dass diese Aussage
stimmt, merkten wir vor allem bei der rot
blühenden «Diane», deren Blüten man
kaum sieht, weil sie ohne kontrastreichen
Hintergrund (eine Mauer oder eine immergrüne
Hecke wären ideal) zwischen anderen
Laub abwerfenden Gehölzen steht. Das
Umpflanzen an einen – wie sich später herausstellte
– nicht viel besseren Platz nahm
der Strauch uns übel und reagierte mit
einem längeren Stillstand. Nun blüht er
wieder. Leider sehen wir dies nur dann
deutlich, wenn die Sonne durch die Äste scheint, was in dieser Jahreszeit nicht allzu
häufig vorkommt. Die gelbe «Pallida» hingegen
leuchtet im winterlichen Garten auch
ohne besonderen Hintergrund.
Alle Hamamelis-Arten/-Sorten können
im Halbschatten oder an sonnigen Plätzen
wachsen, wenn der Boden humos genug
ist. Unsere gelbe Zaubernuss hat anfänglich
kaum geblüht. Da ich bei meinen Nachforschungen
irgendwo las, dass sie unter Monsunbedingungen
besonders gut gedeihe,
spielte ich in den ersten Jahren Wassergöttin
und überschüttete sie im Sommer ab
und zu mit kräftigen Wassergaben.
Tatsächlich blüht sie seitdem jedes Jahr
üppig. Ich bezweifle allerdings, ob mein
«Monsun» die Ursache war oder ob sich die
Pflanze ganz einfach gut assimiliert hat. |
|
|
|
|
Ausser einer Düngergabe im Frühjahr
brauchen beide Gehölze keine besondere
Pflege. Sie müssen überdies nicht geschnitten
werden, da sie sehr langsam wachsen.
Beim Pflanzen sollte man trotzdem überlegen,
ob der Standort richtig ist, da sie einen
ausladenden, vasenförmigen Wuchs haben
und etwa zwei bis drei Meter hoch werden.
Nachträgliches Verpflanzen ertragen sie,
wie erwähnt, schlecht. Im Sommer fallen sie
wenig auf, die Blätter sind graugrün und
können mit denen des Haselstrauchs verwechselt
werden. An diese Eigenschaft sollte
man beim Bestimmen des Standortes
ebenfalls denken.
Da in unserm Garten keine Forsythie
und auch kein Kirschbaum steht, schneiden
wir (theoretisch) am Barbaratag einen
Hamameliszweig. |
|
|
Hamamelis intermedia Sunburst.
(Bild: B. Scalabrin) |
|
|
|
|
|
|
|
Er blüht und duftet allerdings
in der Vase bereits nach einer Woche
und nicht erst an Weihnachten, eigentlich
ein idealer Barbarazweig für vergessliche
Leute wie wir!
Während die Indianer die Hamamelis
virginiana als wertvolle Heilpflanze schätzten
und mit einem Auszug aus frisch
gesammelten Zweigen Brandwunden und
Geschwüre behandelten, wird sie in der
Pharmazie für Venenpräparate, Handcremen
und Salben zur Linderung von Sonnenbrand
gebraucht. Dabei werden der
Gerbstoff Hamamelitannin, vitaminreiche
Fettsäuren und ätherische Öle genutzt.
Ausser den zwei Hamamelis haben wir
für weitere im Winter blühende Gehölze
Platz: Vor dem Küchenfenster blüht im
Schatten des Hauses die Mahonia Wintersun
vom Herbst bis zum Frühling. Die gelben,
duftenden Rispen des immergrünen,
anspruchslosen Gehölzes erinnern mich
daran, dass der Winter nicht ewig dauert.
Etwas ungeduldig warte ich im Herbst
jeweils auf die ersten rosaweissen Blüten
des Winterschneeballs Viburnum x bodnantense
«Dawn». Sie duften stark und
verlocken mich deshalb, ab und zu einen
Zweig für die Vase zu schneiden, dies vor allem vor längeren Frostperioden, während
denen die zarten Blüten erfrieren. Wird es
wieder wärmer, öffnen sich weitere, noch
nicht erblühte Knospen. Etwas anders verhält
sich der immergrüne Lorbeerschneeball
(Viburnum tinus). Die ersten, leicht duftenden,
weissen Rispen erblühen ebenfalls im
Herbst. Bleibt es aber über längere Zeit frostig,
können Blätter und Blüten, in ganz kalten
Phasen gar das ganze Gehölz, erfrieren.
Der bis zwei Meter hohe Strauch aus dem
Mittelmeergebiet erholt sich von den Schäden,
wenn er nicht abgestorben ist, erst im
Lauf des Sommers. Trotzdem möchte ich
ihn nicht missen. Wäre ich zudem etwas liebevoller
mit meinen Pflanzen, könnte ich
ihn mit einem Wintermantel schützen.
Beide Gehölze stellen keine hohen
Ansprüche an den nährstoffreichen Boden
und ziehen sonnige bis halbschattige Plätze
vor, wobei Viburnum tinus vor morgendlicher
Wintersonne geschützt stehen sollte. |
|
|
Im Duftgarten einer Freundin (sie pflanzt
nur Gehölze und Stauden, die duften,
manchmal auch unangenehm riechen!)
steht die mannshohe, winterblühende und
süss duftende Heckenkirsche (Lonicera x
purpusii). Die rahmweissen, eher unscheinbaren
Blüten duften manchmal bereits im
Dezember. Dann bedaure ich, dass wir keinen
Platz mehr haben.
Noch lieber würde ich den fein verzweigten
Zierkirschbaum Prunus subhirtella
«Autumnalis» wieder pflanzen, obwohl er
mit vier Metern und ausladendem Wuchs
viel Platz beansprucht. Bereits im Herbst
haben mich seine weissen bis rosa halbgefüllten
Blüten wegen ihrer Zartheit jeweils
gerührt. In unserem windstillen Garten
mussten wir einsehen, dass alle Gehölze der
Gattung Prunus, ob Kirsche, Aprikose, |
|
|
|
|
|
Mahonia Wintersun.
(Bild: Margrit Born, Alten) |
|
|
|
|
|
|
Pflaume oder Pfirsich, früher oder später
vom Triebsterben (Monilia) und/oder der
Kräuselkrankheit befallen werden und deshalb
keine grosse Lebenserwartung haben.
So freue ich mich, wenn ich in anderen Gärten
bereits im Winter die hübsche Zierkirsche
blühen sehe.
Die wehmütigen Erinnerungen verblassen
jeweils schnell, wenn ich nach Hause
komme und mich der Duft meines Winterfavoriten
unter den Gehölzen, der Sarcococca
confusa, des Christmas Box (die
deutschen Namen Fleisch- oder Schleimbeere
mag ich nicht) empfängt. Unscheinbar
weiss, aber umso duftender sind die
Blüten (Februar/März) des immergrünen
Kleinstrauchs, der sogar im trockenen
Schatten wächst.
Haben der Garten und ich den Februar
überstanden und ist der gelbe Winterjasmin
(Jasminum nudiflorum), ein weiterer Winterblüher,
verblüht, können wir aufatmen.
Der Frühling platzt aus allen Nähten:
Magnolien, Kamelien, Tierlibaum, Schneebälle
und viele mehr stürzen sich ins Festtagskleid,
und die Winterblüher rücken bis
zum nächsten Herbst oder Winter in den Hintergrund. |
|
|
|
|
|
* Cottage Garten, Alten |
|
|
|
|
|