HEV Zürich  
Monatsschrift
Home
Verband
Veranstaltungen Seminare
Monatsschrift
Formulare
Handwerker
Links
HEV 3/2007 Inhaltsverzeichnis
Vom Bauen

     
  Fussbodenheizungen von innen
sanieren statt ersetzen
 
  * Ramon Näf  
     
  Fussbodenheizungen überzeugen gegenüber normalen Heizsystemen durch eine besonders gleichmässige Raumtemperatur und einen deutlich geringeren Energieverbrauch. Sie haben sich in Einfamilienhäusern, Industriebauten, aber auch Kirchen und Wellness-Anlagen durchgesetzt, denn Bodenheizungen stellen die Wärme dort zur Verfügung, wo sie benötigt wird.  
     
  Doch der mittlerweile über dreissig Jahre andauernde Siegeszug der Flächenheizung offenbart zugleich ihre Schwächen: Auch Bodenheizungen werden alt, verspröden und verschlammen. Heute müssen veraltete Systeme nicht länger komplett ersetzt werden, sondern können oftmals kostensparend ohne die Fussböden aufzureissen von innen saniert werden.  
     
  Das Problem
Speziell in den 1970er bis in die Anfänge der 1990er Jahre wurden Heizkreise aus Kunststoffrohren in den Böden verarbeitet. Sie sind augrund ihres molekularen Aufbaus sauerstoffdiffus und verspröden. Durch den Alterungsprozess wandert Sauerstoff in den geschlossenen Heizkreislauf und greift die metallischen Teile der Anlage an. Rost- und Ablagerungspartikel lassen die Heizkreise verschlammen. Die Folgen: Einzelne Räume werden nicht wirklich warm und mit dem Energieaufwand steigen die Kosten. Wird in dieser Situation nichts unternommen, gelangt Feuchtigkeit ins Gemäuer, schlimmstenfalls droht der Totalausfall des Systems.
Kontraproduktiv ist es, die Leitungen mit Wasser freizuspülen. Leitungsspülungen verschlimmern das eigentliche Problem, da mit der Spülung neuer Sauerstoff in den geschlossenen Kreislauf eindringt. Durch den erhöhten Sauerstoffgehalt werden die Eisenteile verstärkt angegriffen und die Verschlammung nimmt erneut zu.
 
     
  Die Zustandsanalyse
Selbst Sachverständige haben es Jahre nach dem Einbau oft schwer, den wahren Zustand einer Fussbodenheizung von aussen einzuschätzen. Schätzungen gehen davon aus, dass lediglich 30 Prozent aller Heizsysteme einwandfrei arbeiten. Zuverlässige Ergebnisse ohne bauliche Massnahmen werden bei der Zustandsanalyse am besten durch die geschickte Kombination verschiedener Diagnoseinstrumente erzielt.
Die Wasseranalyse ist ein bis dato unterschätzter Indikator, der bei der richtigen Wahl der untersuchten Parameter genaue Schlussfolgerungen über den Versprödungsgrad der Kunststoffrohre zulässt. Ungenügend sind Untersuchungsmethoden, die nur wenige Parameter, wie beispielsweise den pH-Wert oder die Leitfähigkeit des Wassers, berücksichtigen. Das Heizungswasser wird von Experten abgezapft und in einem mobilen Labor vor Ort untersucht. Genaue Diagnoseergebnisse über den Zustand und das Gefährdungspotenzial der Rohre stehen bereits nach einer Stunde fest. Diese Methode bildet die Grundlage für die meisten objektspezifischen Expertisen, kann jedoch keine Auskunft geben über die gewählte Verlegetechnik und mögliche Installationsfehler. An diesem Punkt hilft die Infrarottechnik. Mit einer Wärmebildkamera kann der exakte Verlauf der Heizungsrohe aufgezeigt werden bis hin zum bei der Verlegung eingeknickten Rohr. Bei stark verschlammten Heizkreisläufen lässt sich genau feststellem, bis zu welchem Punkt das System intakt ist und wo die Verschlammung beginnt. Der Zeit- und Kostenaufwand hängt von der Grösse des Objekts ab, da jeder Raum einzeln abgelichtet wird. Dafür liegt dem Auftraggeber am Ende der Untersuchungen eine exakte Karte seines Heizsystems inklusive aller Verarbeitungsfehler vor.
Speziell bei Grossobjekten, die häufig in mehreren Etappen und mit unterschiedlichen Materialien gebaut wurden, empfiehlt sich eine Messung der Kunststoffversprödung. Eine klassische Wasseranalyse würde sich hier als ungenügend erweisen, da sie nur einen Querschnittswert über den Zustand der unterschiedlichen Materialien liefern kann. Bei der Kunststoffversprödungsmessung hingegen werden aus unterschiedlichen Bereichen Rohrmuster entnommen und mit einer mechanischen Prüfung analysiert, bis zu welchem Grad die Stabilisatoren in den unterschiedlichen Bereichen bereits ausgewaschen wurden. Die Ergebnisse werden zur Untersuchung eingeschickt und liegen meist nach einem Monat vor.
 
     
  Die Sanierung
Eine frühzeitige Zustandsanalyse spart Kosten durch Prävention. Beginnen die Kunststoffrohre zu verspröden, kann, wenn dies im Anfangsstadium entdeckt wird, durch eine Sanierung der Heizungsrohre von innen der Totalersatz des Systems verhindert werden. Hierbei wird in einem ersten Schritt mit speziell aufbereiteter Druckluft sämtliches Restwasser aus dem Heizsystem geblasen und sauber entsorgt. Dann werden die Rohrinnenflächen gereinigt. Dies ist vergleichbar mit dem Effekt eines Schleifpapiers. Ein Spezialkompressor presst mit Luftdruck ein für den jeweiligen Einzelfall abgestimmtes, chemiefreies Abrasivgemisch an die Rohrwände und entfernt Schlammrückstände und Verkrustungen. Selbst kleinste Winkel und Verzweigungen werden erfasst. Am Rohrende saugt eine Recyclingmaschine das Granulat und die Korrosionsrückstände ab. Das Rohr ist blank.
Dies ist Voraussetzung für den zweiten Arbeitsschritt. Der in der Zustandsanalyse detailgenau rekonstruierte Leitungsverlauf der Installationen gibt Aufschluss über die notwendigen Epoxydharzmengen, um die Heizkreise nahtlos von innen zu beschichten. Über eine komplett automatisierte Misch- und Dosiermaschine wird die benötigte Epoxydharzmenge entnommen. Anschliessend wird das Beschichtungsmaterial per Luftstrom feinverteilt, fliesst durch jede Rohrwindung und beschichtet die Wände von innen, bis das überschüssige Harz am Ende der Leitung austritt. Sofort werden Druck und Luftvolumen reduziert, damit das an den Rohrwänden haftende Harz nicht mehr weiterfliessen kann.
Die Beschichtung stoppt den Alterungsprozess und schützt vor weiterer Versprödung der Rohre. Nach 24 Stunden ist das Epoxydharz ausgehärtet und kann wieder belastet werden. Im alten Rohr ist ein neues Rohr entstanden. Die Lebenszeit der Fussbodenheizung verlängert sich nachweislich um mindestens zwanzig Jahre.
 
       
  * Ramon Näf ist Mitglied der Geschäftsleitung der LSE-System AG, 8833 Wollerau, welche auf Innenrohrsanierungen spezialisiert ist, wobei sie auf das HAT-System setzt, welches sich für sämtliche Fussbodenheizungen aus Kunststoff und Metall ab 10 mm Innendurchmesser eignet (www.hat-system.com).  
   
Inhaltsverzeichnis Seitenanfang
Hauseigentümerverband Zürich  Albisstrasse 28  Postfach  8038 Zürich
Telefon 044 487 17 00  Fax 044 487 17 77  www.hev-zuerich.ch  hev@hev-zuerich.ch
Hauseigentümerverband Zürich, Albisstrasse 28, 8038 Zürich