HEV Zürich  
Monatsschrift
Home
Verband
Veranstaltungen Seminare
Monatsschrift
Formulare
Handwerker
Links
HEV 3/2008 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Efeu  
     
  Efeu und was Sie
schon immer darüber wissen wollten
 
  * Gernot Grueber  
     
  Wenn Sie in eine gut assortierte Gärtnerei gehen, werden Sie dort höchstens eine Handvoll Efeusorten finden. In einem Efeubuch sind demgegenüber etwa achtzig grünblättrige und rund fünfzig buntblättrige Sorten beschrieben. Schon die Sortenvielfalt weist auf die ausserordentliche Variabilität der Efeufamilie hin.  
     
  Als Topfpflanze ist Efeu gut zu haben, vorausgesetzt, er wird nicht zu häufig gegossen. Damit ist auch schon angedeutet, dass Efeu vorzugsweise dort angewendet wird, wo das Wasserangebot eher mager ist. Nasse Standorte sind ungeeignet. Wo Bäume und Sträucher dem Efeu das Wasser streitig machen, dort ist er zu Hause: Bodenbedeckung im Unterholz. In Böschungen läuft überschüssiges Wasser schnell ab. Das ist die Chance für den Efeu. Für eher trockene Zonen entlang der Schattenseite des Hauses ist Efeu geeignet. Das gilt für kriechende Jugendformen wie für die aufrechten Altersformen. Sie werden im Handel mit Arborescens = baumartig bezeichnet. Efeu hat Wärme gern. Die gesundesten und schönsten Efeu findet man an südlich orientierten Stützmauern: guter Wasserabzug und reichlich Wärme. An zu feuchten Standorten leidet Efeu gerne unter Pilzkrankheiten.  
  Efeu gehört zur Pflanzenfamilie der Araliengewächse. Mit dem englischen Namen, Ginseng-Family, werde ich Ihnen vermutlich ein Aha entlocken. Von dieser Pflanzenfamilie gibt es etwa 500 Arten in den tropischen und gemässigten Zonen auf beiden Hälften der Erde. Damit ist jedoch die grosse Fülle der vielen Efeuspielarten nicht erfasst. Bleibt festzustellen, dass diese sich durch Blattgrösse, Blattform, Blattrand und Blattfarbe voneinander unterscheiden. Mit den Namen: Minima = Die Kleine,
Pedata = die Fussförmige, Sagittaefolia = die Pfeilblättrige, Needlepoint = die Nadelspitze, Conglomerata = die Zusammengeknäulte,
Erecta Minima = die Aufrechte, Glacier = der Gletscher ist die Vielfalt des Sortimentes nur angedeutet.
     
   
Efeu eignet sich ebenso für grössere Flächen…
(Bild: HALM/Helix,
www.Hecke-am-laufenden-Meter.de)
 
       
  Mit der nachfolgenden Sortennamenaufzählung möchte ich Ihnen noch aufzeigen, mit wie viel Fantasie die Efeuzüchter ihre Produkte taufen: Sylvanian, Shamrock, Rüsche, Little Gem, Ivalace, Fluffy Ruffles, Boskoop, Rayenholst, Digitata, Helvetica, Maple Queen und Gavotte heisst es in einer solchen unvollständigen Auflistung. Der Gärtnermönch Ingobert Heieck hat einen guten Teil seines Lebens der Efeupflege, der Sortimentspflege und der einschlägigen Herkunftsforschung gewidmet. In einem Buch hat er das Ergebnis festgehalten.
Als Bodenbegrünung im Garten werden meist die kleinblättrige Hedera-helix-Wildform, der Irische Efeu, Hedera helix Hibernica und zunehmend auch die Sorte Woerneri verwendet. Woerneri zeichnet sich durch besonders dunkles Laub mit einer hellen Blattnervenzeichnung und gute Kälte- und Krankheitsresistenz aus.
Wenn wir schon bei der dunklen Farbe sind: Jene Efeusorten, deren Blattfarbe im Winter zur Rotfärbung neigt, sind besser winterfest als ihre grünen Geschwister. Die Rotfärbung rührt von einem Pflanzenfarbstoff her, der Anthocyan heisst. Seine Wirkung könnte mit dem Glycol verglichen werden, das in Autokühlern zum Frostschutz verwendet wird. Anthocyan ist in allen rotlaubigen Pflanzen zu finden, z.B. rote Ahorne, Bluthaseln, Blutbuchen und Blutpflaumen, Randen und Blaukraut. Wenn Sie im Frühjahr Salat pflanzen, schützen sich die jungen Setzlinge gegen kalte Nächte mit einer Rotverfärbung der Blätter. Auch das ist Anthocyan.
Die gängigen Efeuarten gehören drei Gruppen an, nämlich Hedera canariensis, H. colchica, die beide besonders grossblättrig sind, und der Hedera-helix-Gruppe, deren Sorten von Hedera helix, dem englischen Efeu, abstammen.
 
      Wahrscheinlich ist Ihnen schon aufgefallen, dass Ihr Efeu, als er einige Jahre Ihren Gartenzaun zugerankt hat, plötzlich die Blattform geändert hat und dann anfing zu blühen und zu fruchten. Damit haben Sie die Beobachtung gemacht, dass die Efeupflanze vom wachstumsintensiven Jugendstadium ins fruchtbarkeitsorientierte, kurztriebige Altersstadium gekippt ist. Er fängt dann im späten Herbst an zu blühen und entwickelt, besucht von zahlreichen Insekten, eine Menge kugelrunder Früchte. Botaniker bezeichnen die Verschiedenblättrigkeit von Jugend- und Altersstadien als Heterophyllie. Theoretisch kann jede Jugendform, wenn sie alt genug wird, in die Altersform kippen. Schlaue Baumschulisten haben herausgefunden, dass man die Altersform auf die Jugendform aufpfropfen kann. Das ergibt dann ein hübsches, blühendes, ovalaufrechtes und fruchtendes Efeusträuchlein, das in schattigen Rabatten gerne als Akzent gebraucht wird.
Efeu spielt in der Schulmedizin eine untergeordnete Rolle, obschon er seit dem Altertum heilkundlich bekannt ist. In der Homöopathie ist er beliebt.
 
  Efeu in Kombination mit bunten Stauden und Sommerblühern
…wie als Kombination mit bunten Stauden und Sommerblühern.
(Bild: CMA, Centrale Marketinggesellschaft d. dt. Agrarwirtschaft)
   
       
  Sein Jodgehalt soll auf die Schilddrüse wirken. Einige Efeupräparate werden gegen Katarre, Husten, Keuchhusten und Bronchitis eingesetzt. Seine Inhaltstoffe sollen krampflösend wirken. Vorsicht ist geboten: Efeu ist giftig. Die Drogenbezeichnung ist Hederae helicis folium. Verwendet werden die Krautspitzen mit Blüten. Von der Behaarung der Efeu-blätter können Gärtner berichten, die tagelang Efeu schneiden müssen. Wen wunderts, unterm Mikroskop sehen die Sternhaare wie kleine Morgensterne aus. Sie reizen Schleimhäute, Augen und Haut. Sinnvollerweise spritzt man die Efeuhecke mit dem Gartenschlauch nass, bevor man an die Arbeit geht.  
     
  Etwas Wichtiges müssen Sie beim
Umgang mit Efeu im Garten beachten.

Sie sollten ihn unbedingt daran hindern, an Bäumen und Sträuchern emporzuklettern. Er ist zwar kein Schmarotzer, das heisst, er entzieht der Trägerpflanze keinen Saft und keine Substanz, aber er kann ihr in seiner besitzergreifenden Art das Licht streitig machen und durch sein Gewicht überlastend wirken. Noch etwas: Efeu klettern ja leider auch an Gebäuden hinauf. Seine Kletterwurzeln schädigen zwar keinen gesunden Verputz, aber wenn Sie eines Tages den Efeu weghaben wollen, werden die Spuren der Haftwurzeln als dauerhafte Ornamente an der Fassade zurückbleiben.
 
     
  * Grueber + Co., Pflanzenschulen, 8135 Langnau  
 
Inhaltsverzeichnis Seitenanfang
Hauseigentümerverband Zürich  Albisstrasse 28  Postfach  8038 Zürich
Telefon 044 487 17 00  Fax 044 487 17 77  www.hev-zuerich.ch  hev@hev-zuerich.ch
Hauseigentümerverband Zürich, Albisstrasse 28, 8038 Zürich