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Schade, dass der April nur 30 Tage hat |
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* Barbara Scalabrin-Laube |
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Eines der ersten Gartenbücher, das mich
in meinen Anfängen faszinierte, war Margery
Fishs «A Flower for Everyday» («Eine
Blume für jeden Tag»). Die Autorin beschreibt
darin, dass sie für jeden Tag im Jahr
eine andere Blume in ihrem Garten hat. Ich
musste bald erfahren, dass dies im milden
südenglischen Klima während der Wintermonate
besser möglich ist als bei uns. Allerdings
fand ich für einen Fototermin Ende
Januar dieses Jahres bereits fünfzehn verschiedene
Blüten in unserem Garten. Im
April ist es bereits einfach, jeden Tag mit
einer neuen Blüte zu feiern. Doch lassen Sie
sich überraschen: |
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Am liebsten fange ich mit einem meiner
Lieblinge an: Die Paeonia mlokosewitschii
(eine Pfingstrose) mag ich nicht nur wegen
des halsbrecherischen Namens (und weil sie
jeweils an meinem Geburtstag blüht), sondern
wegen der zartgelben einfachen Blüten
und dem olivgrünen Laub. Fast gleichzeitig
öffnet eine weitere Pfingstrose, die Paeonia wittmanniana var. macrophylla,
ihre weissen Blütenblätter. Diese Wildart
hat ebenfalls einfache Blüten, aber im
Gegensatz zur kaukasischen Art glänzend
grüne Blätter. |
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Paeonia mlokosewitschii (eine Pfingstrose) |
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An den Fuss der Päonien pflanze ich
gern eine kleine Schönheit, die schon bald
wieder einziehen wird: ein Scharbockskraut.
Selbstverständlich wähle ich nicht die Wildform,
sondern die gefüllte Variante Ranunculus
ficaria flore-pleno. Ihre grünen, breit
eiförmigen Blättchen umrahmen die prall
gefüllten gelben Blüten. Sollten Sie das
Scharbockskraut – auch wenn gefüllt – als
unausrottbares Unkraut empfinden, tröstet
Sie sicher der Gedanke, dass es schon bald
nach der Blüte einziehen wird. Auch vom
Buschwindröschen, das im April unsere
Gehölzränder weiss überzieht, gibt es eine
gefüllte Form, die Anemone nemerosa
«Alba Plena». Halb gefüllt ist hingegen das
gelb blühende Buschwindröschen (Anemone
ranunculoides «Semiplena»). Nachdem
wir es in den Garten gepflanzt hatten, entdeckten
wir die einfach blühende Wildform
an der Thur. Ganz in der Nähe am Waldrand
wächst zudem ein Lippenblütler, die
rotviolette Frühlingsplatterbse (Lathyrus
vernus), die auch im Garten einen Platz verdient.
Während am Teichrand bereits im März
die weiss blühenden Sumpfdotterblumen
(Caltha palustris «Alba») das kommende
Gartenjahr ankünden, erfreuen uns im April
die goldgelben gefüllten Verwandten Caltha
palustris «Plena». Mit Spannung erwarte
ich daneben die ersten Blüten der weissen
Scheinkalla (Lysichiton camtschatcensis). Sie wirken am naturnahen Weiherrand
etwas exotisch, vor allem, weil gleichzeitig
der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) mit
rosaweissen Blütentrauben üppig blüht.
Im Schutz der Rhododendren entdecke
ich die gelben Blüten der Forellenlilie
Erythronium «Pagoda». Mit den leicht
zurückgebogenen Blütenblättern gleichen
sie tatsächlich den Dächern einer Pagode.
Ganz in der Nähe wächst einer meiner weiteren
Lieblinge, das Dreiblatt (Trillium grandiflorum).
Die kleine, weiss blühende Staude
ist nach der Dreizahl aufgebaut: drei
Laub- und drei Blütenblätter. Eine weitere
weiss blühende Waldpflanze für humosen
Boden ist die Blutwurz (Sanguinaria canadensis
«Multiplex»), von der ich die gefüllte
Form bevorzuge, da sie länger blüht als die
einfache. Nach der Blüte überraschen die
blaugrauen, buchtig gelappten Blätter.
Neben diesen weissen Blüten sind die grüngelben
Glocken der Trauerglocke (Uvalaria
grandiflora) unauffällig, vor allem, da sie
von der sich ausbreitenden weiss blühenden
Neunblattzahnwurz (Dentaria enneaphyllos)
bedrängt werden. Den Kalk liebenden
Verwandten des Wiesenschaumkrautes
scheint es im Moorbeet sehr gut zu gefallen! |
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Gehe ich weiter den Gehölzen entlang,
stechen die vielen Lungenkräuter und kaukasischen
Vergissmeinnicht hervor. Von den
einheimischen Lungenkräutern bevorzuge
ich die Züchtung Pulmonaria officinalis
«Blue Moon», da sie besonders schöne
hellblaue Blüten hat. Trotzdem sind die vielen
Sämlinge mit den weiss getupften Blättern
und den rosa und blauvioletten Blüten
willkommene Gäste. |
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Brunnera macrophylla |
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Die blau blühenden
Kaukasusvergissmeinnicht hingegen werden
mir oft zu viel, da sie mit jedem Halbschattenplatz
zufrieden zu sein scheinen
und sich kräftig vermehren. Brunnera
macrophylla «Jack Frost», eine neuere Züchtung dieser Schattenpflanze, dürfte
sich andererseits gern verbreiten, sind doch
die silbrig überzogenen Blätter bis im
Herbst attraktiv. Ebenfalls auffallende Blätter,
allerdings mit schwarzen Tupfen, hat
der im trockenen Schatten zufriedene Storchenschnabel
Geranium phaeum «Samobor
», der im Englischen wegen der fast
schwarzen Blüten den Namen «Mourning
Widow» hat. Auffallender und höher ist der
Nesselkönig (Lamium orvala), ein Verwandter
der Brennnessel, mit aufrechtem Wuchs
und violettroten Blüten. Ebenso stattlich im
Wuchs ist die quirlblättrige Weisswurz
(Polygonatum verticillatum), die bei uns bis
70 cm hoch wird und wie der einheimische
Salomonssiegel grünlichweisse hängende
Blüten hat. Mit seinem Maiglöckchenduft
macht der Duftsiegel (Smilacina racemosa)
auf sich aufmerksam. Die eierschalenfarbenen
Blüten ähneln denen eines Minigeissbartes.
Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass im April
viele Schatten- oder Halbschattenstauden
blühen. Sie haben später im Jahr unter dem
dichten Blätterdach der Gehölze zu wenig
Licht, um sich zu entfalten, und ziehen teilweise
schon im Frühsommer ein. Andere
wiederum überzeugen im Sommer mit
ihren Blättern wie beispielsweise die verschiedenen Elfenblumen, von denen mir die
zartgelben «Elfchen» des Epimedium versicolor
«Sulphureum» besonders gut gefallen.
Einen guten Blattschmuck bieten die
verschiedenen Hostas, die eigentlich in diesem
Artikel nichts verloren haben, da sie im
April erst ihre Blätter entfalten. Da sich in
unserem Garten eine Hosta bereits im Frühling
mit einer Blüte schmückt, soll sie
erwähnt werden: Eine vorwitzige Schachbrettblume
(Fritilaria meleagris) hat sich
nämlich mitten in einer Funkie platziert und
blüht, bevor ihre «Mutterpflanze» richtig
erwacht ist.
Doch wenden wir uns sonnigeren Plätzen
zu. Auf dem Weg sticht mir der Anisduft
der Süssdolde (Myrrhis odorata) in die
Nase. Die jungen Blätter dieses weiss
blühenden Kerbelgewächses passen zu
Salaten. Im ehemaligen Steingarten, wo der
Boden durchlässig ist, erfreut mich ein gelbes
Adonisröschen (Adonis vernalis), und
ganz in der Nähe blüht eine dunkelviolette
Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris). Ohne
mein Dazutun hat sich eine meiner bevorzugten
Wolfsmilcharten, die hohe Euphorbia
characias, in die Nähe der beiden kleinen Stauden versamt. Da Letztere nicht
langlebig ist, darf sie bleiben, genauso wie
die korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius),
die sich selbstständig gemacht hat.
Ihre grüngelben schalenförmigen Blüten
sind auch im verblühten Zustand ansehnlich.
Im Schutz dieser zwei willkommenen
Sämlinge habe ich eine weisse, gefüllt
blühende Primel (Primula vulgaris «Dawn
Ansell») versteckt. Sie blüht später als die
einfachen Primeln. Erfreut stelle ich fest,
dass die nicht ganz winterharte Iris japonica
im durchlässigen Boden einmal mehr überlebt
hat und azurblau blüht. Eigentlich hätte
die tapfere Schwertlilie einen Winterschutz
verdient, aber die Gärtnerin hatte sie im
Herbst vergessen.
Schade, dass der April auch in einem
Schaltjahr nur dreissig Tage hat, konnte ich
doch weder den blühenden Gehölzen noch
den vielen verschiedenen Zwiebelgewächsen
und vielem mehr gerecht werden. Der
April müsste mindestens zweimal stattfinden!
PS: Die im Text erwähnten Pflanzen
haben wir alle in Staudengärtnereien in der
Schweiz gekauft. |
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Lathyrus vernus |
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* Cottage Garten, Alten |
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