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HEV 4/2008 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Schade, dass der April nur 30 Tage hat  
  * Barbara Scalabrin-Laube  
     
  Eines der ersten Gartenbücher, das mich in meinen Anfängen faszinierte, war Margery Fishs «A Flower for Everyday» («Eine Blume für jeden Tag»). Die Autorin beschreibt darin, dass sie für jeden Tag im Jahr eine andere Blume in ihrem Garten hat. Ich musste bald erfahren, dass dies im milden südenglischen Klima während der Wintermonate besser möglich ist als bei uns. Allerdings fand ich für einen Fototermin Ende Januar dieses Jahres bereits fünfzehn verschiedene Blüten in unserem Garten. Im April ist es bereits einfach, jeden Tag mit einer neuen Blüte zu feiern. Doch lassen Sie sich überraschen:  
      Am liebsten fange ich mit einem meiner Lieblinge an: Die Paeonia mlokosewitschii (eine Pfingstrose) mag ich nicht nur wegen des halsbrecherischen Namens (und weil sie jeweils an meinem Geburtstag blüht), sondern wegen der zartgelben einfachen Blüten und dem olivgrünen Laub. Fast gleichzeitig öffnet eine weitere Pfingstrose, die Paeonia wittmanniana var. macrophylla, ihre weissen Blütenblätter. Diese Wildart hat ebenfalls einfache Blüten, aber im Gegensatz zur kaukasischen Art glänzend grüne Blätter.  
  Paeonia mlokosewitschii (eine Pfingstrose)
Paeonia mlokosewitschii (eine Pfingstrose)
   
       
  An den Fuss der Päonien pflanze ich gern eine kleine Schönheit, die schon bald wieder einziehen wird: ein Scharbockskraut. Selbstverständlich wähle ich nicht die Wildform, sondern die gefüllte Variante Ranunculus ficaria flore-pleno. Ihre grünen, breit eiförmigen Blättchen umrahmen die prall gefüllten gelben Blüten. Sollten Sie das Scharbockskraut – auch wenn gefüllt – als unausrottbares Unkraut empfinden, tröstet Sie sicher der Gedanke, dass es schon bald nach der Blüte einziehen wird. Auch vom Buschwindröschen, das im April unsere Gehölzränder weiss überzieht, gibt es eine gefüllte Form, die Anemone nemerosa «Alba Plena». Halb gefüllt ist hingegen das gelb blühende Buschwindröschen (Anemone ranunculoides «Semiplena»). Nachdem wir es in den Garten gepflanzt hatten, entdeckten wir die einfach blühende Wildform an der Thur. Ganz in der Nähe am Waldrand wächst zudem ein Lippenblütler, die rotviolette Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus), die auch im Garten einen Platz verdient.
Während am Teichrand bereits im März die weiss blühenden Sumpfdotterblumen (Caltha palustris «Alba») das kommende Gartenjahr ankünden, erfreuen uns im April die goldgelben gefüllten Verwandten Caltha palustris «Plena». Mit Spannung erwarte ich daneben die ersten Blüten der weissen Scheinkalla (Lysichiton camtschatcensis). Sie wirken am naturnahen Weiherrand etwas exotisch, vor allem, weil gleichzeitig der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) mit rosaweissen Blütentrauben üppig blüht.
Im Schutz der Rhododendren entdecke ich die gelben Blüten der Forellenlilie Erythronium «Pagoda». Mit den leicht zurückgebogenen Blütenblättern gleichen sie tatsächlich den Dächern einer Pagode. Ganz in der Nähe wächst einer meiner weiteren Lieblinge, das Dreiblatt (Trillium grandiflorum). Die kleine, weiss blühende Staude ist nach der Dreizahl aufgebaut: drei Laub- und drei Blütenblätter. Eine weitere weiss blühende Waldpflanze für humosen Boden ist die Blutwurz (Sanguinaria canadensis «Multiplex»), von der ich die gefüllte Form bevorzuge, da sie länger blüht als die einfache. Nach der Blüte überraschen die blaugrauen, buchtig gelappten Blätter. Neben diesen weissen Blüten sind die grüngelben Glocken der Trauerglocke (Uvalaria grandiflora) unauffällig, vor allem, da sie von der sich ausbreitenden weiss blühenden Neunblattzahnwurz (Dentaria enneaphyllos) bedrängt werden. Den Kalk liebenden Verwandten des Wiesenschaumkrautes scheint es im Moorbeet sehr gut zu gefallen!
 
  Gehe ich weiter den Gehölzen entlang, stechen die vielen Lungenkräuter und kaukasischen Vergissmeinnicht hervor. Von den einheimischen Lungenkräutern bevorzuge ich die Züchtung Pulmonaria officinalis «Blue Moon», da sie besonders schöne hellblaue Blüten hat. Trotzdem sind die vielen Sämlinge mit den weiss getupften Blättern und den rosa und blauvioletten Blüten willkommene Gäste.      
    Brunnera macrophylla
Brunnera macrophylla
 
       
  Die blau blühenden Kaukasusvergissmeinnicht hingegen werden mir oft zu viel, da sie mit jedem Halbschattenplatz zufrieden zu sein scheinen und sich kräftig vermehren. Brunnera macrophylla «Jack Frost», eine neuere Züchtung dieser Schattenpflanze, dürfte sich andererseits gern verbreiten, sind doch die silbrig überzogenen Blätter bis im Herbst attraktiv. Ebenfalls auffallende Blätter, allerdings mit schwarzen Tupfen, hat der im trockenen Schatten zufriedene Storchenschnabel Geranium phaeum «Samobor », der im Englischen wegen der fast schwarzen Blüten den Namen «Mourning Widow» hat. Auffallender und höher ist der Nesselkönig (Lamium orvala), ein Verwandter der Brennnessel, mit aufrechtem Wuchs und violettroten Blüten. Ebenso stattlich im Wuchs ist die quirlblättrige Weisswurz (Polygonatum verticillatum), die bei uns bis 70 cm hoch wird und wie der einheimische Salomonssiegel grünlichweisse hängende Blüten hat. Mit seinem Maiglöckchenduft macht der Duftsiegel (Smilacina racemosa) auf sich aufmerksam. Die eierschalenfarbenen Blüten ähneln denen eines Minigeissbartes.
Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass im April viele Schatten- oder Halbschattenstauden blühen. Sie haben später im Jahr unter dem dichten Blätterdach der Gehölze zu wenig Licht, um sich zu entfalten, und ziehen teilweise schon im Frühsommer ein. Andere wiederum überzeugen im Sommer mit ihren Blättern wie beispielsweise die verschiedenen Elfenblumen, von denen mir die zartgelben «Elfchen» des Epimedium versicolor «Sulphureum» besonders gut gefallen. Einen guten Blattschmuck bieten die verschiedenen Hostas, die eigentlich in diesem Artikel nichts verloren haben, da sie im April erst ihre Blätter entfalten. Da sich in unserem Garten eine Hosta bereits im Frühling mit einer Blüte schmückt, soll sie erwähnt werden: Eine vorwitzige Schachbrettblume (Fritilaria meleagris) hat sich nämlich mitten in einer Funkie platziert und blüht, bevor ihre «Mutterpflanze» richtig erwacht ist.
Doch wenden wir uns sonnigeren Plätzen zu. Auf dem Weg sticht mir der Anisduft der Süssdolde (Myrrhis odorata) in die Nase. Die jungen Blätter dieses weiss blühenden Kerbelgewächses passen zu Salaten. Im ehemaligen Steingarten, wo der Boden durchlässig ist, erfreut mich ein gelbes Adonisröschen (Adonis vernalis), und ganz in der Nähe blüht eine dunkelviolette Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris). Ohne mein Dazutun hat sich eine meiner bevorzugten Wolfsmilcharten, die hohe Euphorbia characias, in die Nähe der beiden kleinen Stauden versamt. Da Letztere nicht langlebig ist, darf sie bleiben, genauso wie die korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius), die sich selbstständig gemacht hat. Ihre grüngelben schalenförmigen Blüten sind auch im verblühten Zustand ansehnlich. Im Schutz dieser zwei willkommenen Sämlinge habe ich eine weisse, gefüllt blühende Primel (Primula vulgaris «Dawn Ansell») versteckt. Sie blüht später als die einfachen Primeln. Erfreut stelle ich fest, dass die nicht ganz winterharte Iris japonica im durchlässigen Boden einmal mehr überlebt hat und azurblau blüht. Eigentlich hätte die tapfere Schwertlilie einen Winterschutz verdient, aber die Gärtnerin hatte sie im Herbst vergessen.
Schade, dass der April auch in einem Schaltjahr nur dreissig Tage hat, konnte ich doch weder den blühenden Gehölzen noch den vielen verschiedenen Zwiebelgewächsen und vielem mehr gerecht werden. Der April müsste mindestens zweimal stattfinden!
PS: Die im Text erwähnten Pflanzen haben wir alle in Staudengärtnereien in der Schweiz gekauft.
 
     
   
  Lathyrus vernus  
     
  * Cottage Garten, Alten  
 
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