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HEV 5/2008 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

         
  Paeonia rockii:
Star im Frühlingsgarten


Text: Barbara Scalabrin-Laube, Alten
Fotos: Elisabeth Meier-Solfrian, Zürich-Witikon


Zwar kein Rockstar, aber ohne Zweifel ein auffallender Stern am Pflanzenhimmel ist unsere Strauchpfingstrose Paeonia rockii mit dem ursprünglichen Namen Paeonia «Joseph Rock» oder Paeonia «Rock’s Variety».


Gefällt die holzige Strauchpfingstrose im Winter wegen ihres stattlichen Wuchses und der bereits sichtbaren, kräftigen Knospen, sind es Ende April die zahlreichen, bis zwanzig Zentimeter grossen, weissen Blüten mit den braunroten Basalflecken, die manches «Ah!» und «Oh!» hervorrufen. Später sind die stark geteilten, mattgrünen Blätter und die braunschwarz glänzenden Samen ein Schmuckstück im Garten.
Wir schätzen unsere Paeonia rockii nicht nur wegen ihrer Höhe von fast zwei Metern und ihrem harmonischen Wuchs, sondern auch wegen ihrer Robustheit. Neben den kleinblütigen Wildformen Paeonia delavayi (dunkelrote, einfache, leicht hängende Blüten) und Paeonia lutea var. ludlowii (gelbe, einfache Blüten) ist der «Rockstar» die einzige
   
       
  Strauchpfingstrose in unserem Garten, die problemlos wächst und noch nie von der Päonienwelke befallen wurde. Ihre gezüchteten japanischen und chinesischen Schwestern, die wir etwa gleichzeitig gepflanzt haben, blühen ebenfalls auffallend prächtig, sind aber oft vom Päoniengrauschimmel (Botrytis paeoniae) befallen: Junge Triebe – meist mit Knospen – werden plötzlich welk und grau. Ich schneide sie ab und verbrenne sie, da ich mit dem Spritzen von Fungiziden keinen Erfolg hatte.
Unsere Paeonia rockii wächst im Halbschatten. Sie verträgt aber auch Sonne. Ich habe sie vor etwa 15 Jahren bei Klehm in den USA bestellt, weil sie damals in Europa kaum erhältlich war. (Unterdessen sind einzelne botanische Exemplare und Züchtungen in der Schweiz erhältlich.) Wurzelnackt und ohne Blätter kam die Pflanze im Herbst an. Da wir – damals noch rechte Anfänger – nur gerade im Schatten Platz für sie hatten, pflanzten wir sie ohne besondere Sorgfalt an einer zudem nassen Stelle. Die Pflanze scheint uns besonders wohl gesinnt gewesen zu sein, «belohnte» sie uns doch bereits im nächsten Frühjahr mit einer Blüte. Da wir unermüdlich umändern, bekam sie schon bald einen besseren, halbschattigen Standort. Das Umpflanzen wurde etwas vorsichtiger angegangen, denn unterdessen hatten wir beim Umpflanzen anderer Strauchpäonien gelernt, dass sie Störungen nicht mögen und sich mit neuen Standorten erst einmal schwer tun.
 
      Aus Erfahrung wird man klug: Pflanzen wir heute eine verholzende Pfingstrose mit Erdballen, graben wir ein grosses Pflanzloch und verbessern den gewachsenen Boden mit Kompost und feinem Kies (Drainage bei unserem lehmigen Boden!), bevor wir sie einsetzen und begiessen. Ist die Jungpflanze wurzelnackt, wird empfohlen, sie schräg einzupflanzen, damit sie buschiger wächst. Die Veredelungsstelle, die man gut erkennt, sollte dabei mindestens 10 Zentimeter unter der Erdoberfläche liegen. Im ersten Jahr ist eine Wassergabe bei Trockenheit und Hitze Pflicht. Später sind die Gehölze sehr genügsam, aber dankbar für Düngergaben im Frühjahr.
Ende April oder Anfang Mai blühen bei uns verschiedene Strauchpfingstrosen, aber Paeonia rockii ist in Bezug auf Wuchs und Blütenzahl (letztes Jahr zählte ich 32 Blüten) am auffallendsten. Ab und zu schneide ich eine Blüte für die Vase, obwohl sie nicht lang hält. Nach der Blüte (die Blütenblätter fallen von selber ab) wachsen neue Triebe, und bis im August / September sind die glänzenden,
 
 

   
   
  braunschwarzen Samen reif. Es lohnt sich, diese zu ernten und in einem Topf auszusäen. Diesen kann man draussen stehen lassen, denn Päonien sind Frostkeimer, brauchen also eine Kälteperiode, um zu keimen.
Nach einem, zwei oder drei Jahren keimen die Samen, eine harte Geduldprobe. Kaum sind die Keimblätter entfaltet, gilt es, den Kampf gegen Schnecken aufzunehmen, sind doch die Jungpflanzen eine Delikatesse. Später werden die Pflänzchen pikiert und während zwei bis drei Jahren in Topfkultur gehalten. Nach etwa fünf Jahren kann man mit ersten Blüten rechnen. Sollten sie nicht der Mutterpflanze gleichen, sind die fleissigen Bienen, die sich nicht an die Wünsche der Züchterin halten und von Art zu Art fliegen, an der Neuzüchtung schuld.
 
  Einen Wintermantel braucht unsere Lieblingspäonie nicht, da sie völlig winterhart ist. Hingegen muss ich im Frühjahr ab und zu junge Triebe aus dem Vorjahr abschneiden, da diese – im Herbst nicht genügend ausgereift – während der kalten Jahreszeit absterben. Weitere Schnitte sind weder nötig noch empfehlenswert, denn die dicken Blütenknospen stehen an den Triebspitzen. Letztes Jahr hat ein Helfer eine unserer Strauchpfingstrosen aus Unwissenheit bodeneben zurückgeschnitten. Mein Entsetzen brauche ich wohl kaum zu beschreiben. Ein Jahr später hat sich die Pflanze erholt, ist buschiger als vorher und hat bereits neue Blütenknospen!
Vielleicht fragen Sie sich, woher die Paeonia rockii ihren Namen hat: Im Jahr 1917 fand der Pflanzenjäger Reginald Farrer auf einer seiner Expeditionen in China in Südwest-Gansu eine weisse Strauchpfingstrose mit einem kastanienbraunen Auge. Aus nicht bekannten Gründen (ich nehme an, er konnte zur Zeit der Samenreife nicht an den Wildstandort zurückkehren) erntete er keine Samen, sondern berichtete bloss über seinen Fund.
     
     
       
  Erst rund 15 Jahre später lebte der Amerikaner J. F. Rock in einem Lama-kloster in Choni, wo die Päonie im Garten wuchs. Er sandte die ersten Samen ans Arnold-Arboretum an der Harvard University, von wo aus der «Rockstar» seine Reise in die Gärten antrat.
Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts fand der Italiener Gian Lupo Osti Wildstandorte auf dem Taibashan (Gebirgsmassiv im Qinling-Gebirge, China) in einer Höhe von 1000 bis 2800 Metern. Etwas später wurde festgestellt, dass Farrers Fund eine eigene Art ist, eben Paeonia rockii, der Star im Frühlingsgarten.
 
     
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