|
Rund die Hälfte des Energieverbrauchs geht in der Schweiz auf das
Konto des Baus und Betriebs von Gebäuden. Das Bauwesen gehört
damit zu den ressourcenintensivsten Bereichen. Im Holzbau entstehen
energiesparende Neu- und Umbauten mit hohem Komfort. |
|
|
Bauen und Wohnen verschlingen heute
in der Schweiz noch viel zu viel Energie. Der
Energiebedarf aller Wohn- und Geschäftsgebäude
in der Schweiz liesse sich schätzungsweise
um die Hälfte reduzieren. Voraussetzung
dazu ist allerdings der konsequente
Einbezug der energetischen Aspekte
sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen
– und natürlich auch im Normalbetrieb
von Immobilien.
Um Standards wie Minergie wird man im
Neubau bald nicht mehr herumkommen.
Dafür sorgt die Verschärfung der Mustervorschriften
der Kantone im Gebäudebereich
ebenso wie die Normenentwicklung.
Doch den grössten Brocken gilt es im
Bestand zu bewegen. Die Sanierungsrate
liegt heute in der Schweiz bei etwa 1%.
Steigt sie nicht auf mindestens das Doppelte,
so bleiben Konzepte wie die 2000-Watt-Gesellschaft eine Illusion. Doch auch die
Sanierungstiefe ist noch nicht da, wo sie
sein sollte. Bei der Instandsetzung bestehender
Gebäude ist die «Pinselrenovation»
immer noch sehr verbreitet – obwohl weitergehende
Massnahmen wie die Wärmedämmung
der Gebäudehülle und des
Dachs neben den Einsparungen bei den
Energiekosten auch mehr Wohnqualität
und eine Wertsteigerung der Liegenschaft
bringen.
Damit die Hausbesitzer sich für den
Energieverbrauch ihrer Immobilie interessieren,
braucht es natürlich Anreize. Solche
setzen hohe Preise für Energie ebenso wie
Förderbeiträge für die energetische Sanierung.
Über die Art der Bereitstellung der
dafür notwendigen Mittel und deren Höhe
entscheidet die Politik – der Wille, sich mit
dieser Thematik auseinanderzusetzen, verdichtet
sich auf allen politischen Ebenen
von der Gemeinde bis zur Eidgenossenschaft
derzeit spürbar. |
|
|
Haus Burri, Uetikon am See
(Architektur: Beat
Kämpfen, Büro für Architektur, Zürich; Energieund
Haustechnikplanung René Naef, Naef Energietechnik,
Zürich; Holzbauingenieur Stefan Zöllig,
Timbatec, Steffisburg/Zürich).
Die vorbildliche
Sanierung im Holzbau senkte den Energieverbrauch
um den Faktor 7.
(Bild: Solar Agentur
Schweiz, Zürich/LIGNUM) |
|
|
Holzbauten gehen voran
Damit, wer will oder muss, den Energieverbrauch
seiner Immobilien auch tatsächlich
senken kann, braucht es natürlich bauliche
Lösungen. Dass der Holzbau dabei
ganz an der Spitze liegt, zeigt er jedes Mal,
wenn die Latte im Wettbewerb um mehr
Leistung wieder höher gelegt wird. Wann
immer ein neuer Standard für Energieeffizienz
und Komfort wie Minergie, Minergie-P
oder gar Minergie-P-Eco definiert wurde,
waren es Holzbauten, die ihn zuerst einlösten
und damit zu Bannerträgern des besseren
Bauens wurden.
Warum ist das so? Holz ist bereits aufgrund
seiner Materialeigenschaften für
die Umsetzung energieeffizienter Bauten
besonders geeignet. Denn es ist von Natur
aus ein schlechter Wärmeleiter, und deshalb
kann man bereits mit erstaunlich dünnen
Wänden, die sich in der weit verbreiteten
Rahmenbauweise vollständig mit
Dämmungen ausfachen lassen, sehr gute
Energiewerte für Häuser erreichen. Weit
gehende Vorfabrikation erlaubt eine hohe
Präzision am Bau; die unabdingbare Dichtigkeit
der Gebäudehülle zur Vermeidung
von Bauschäden und unkontrollierten Energieverlusten
lässt sich dadurch besser erzielen.
Generell kann man sagen, dass sich
heute bei gleicher Wanddicke im Holzbau
doppelt so gute Dämmwerte erreichen lassen
wie im Massivbau. Die weniger dicken
Wände bedeuten natürlich von Anfang
auch mehr Wohnfläche im Inneren – bei
einem Einfamilienhaus kann das gegen 5%
ausmachen. |
|
|
Gute Konzepte schaffen Spitzenleistungen
Was der Holzbau bezüglich Energieeffizienz
zu leisten vermag, zeigt beispielhaft
das Mehrfamilienhaus Burri im zürcherischen
Uetikon am See. Es ist 2006 für seine
exzellenten Werte nach einem umfassenden
Umbau mit dem Schweizer Solarpreis
ausgezeichnet worden. Das ursprüngliche
Einfamilienhaus wurde zu einem Zweifamilienhaus
umgebaut mit dem Ziel, ein Minergie-
P-Gebäude zu erstellen. Dadurch erhielt
der Bau ein völlig neues Erscheinungsbild.
Das Volumen des Gebäudes wurde verdoppelt
und die Geometrie zu einem schlanken, hohen Kubus vereinfacht. Das Gebäude
konnte damit konsequent mit 40 cm wärmegedämmt
werden.
Grössere Fensterflächen verbesserten den
passivsolaren Gewinn. 14 m2 Vakuumkollektoren
erzeugen pro Jahr 8024 kWh, die Luft-
Wasser-Wärmepumpe 1350 kWh. Der bestehende
Kachelofen wird in der unteren
Maisonettewohnung in das neue Heizsystem
mit Luft-Wasser-Wärmepumpe und Vakuumröhrenkollektoren
integriert. Die Aufstockung
des Gebäudes erreicht den Minergie-
P-Standard. Das gesamte Gebäude – der
alte Teil plus der neue (Aufstockung) –
erreicht Minergie-P knapp nicht. Der Umbau
zeigt, dass eine energetische Sanierung mit
hervorragendem Resultat nicht nur möglich
ist, sondern mit einem guten Konzept sogar
mit nur minimalen Mehrkosten erreicht werden
kann. Ein vergleichbares, nicht saniertes
Zweifamilienhaus würde insgesamt rund
46 240 kWh/a benötigen.
Die Fremdenergiezufuhr beim Haus Burri
beträgt nach der Sanierung noch 6267 kWh/a oder rund siebenmal weniger als
vor der Sanierung. Der Kohlendioxid-Ausstoss
pro Jahr wurde um den Faktor 5
verringert, von 16 019 kg auf 3353 kg –
zu einem vergleichbaren Baupreis wie für
eine gewöhnliche SIA-Wohnbausanierung.
Das ist gelebter Klimaschutz – ohne Lichterlöschen. |
|