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Blaues Wunder im Garten |
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Text: Barbara Scalabrin-Laube, Cottage Garten, Alten
Bilder: Margrit Born, Alten |
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Blauer Mohn |
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Auf blaue Wunder im Garten möchte ich
nicht verzichten, nicht nur, weil Blau meine
Lieblingsfarbe ist, sondern weil Blau den
Rabatten Tiefe und Weite verleiht und sich
gut mit anderen Farben kombinieren lässt.
Während Blau im Schatten eher kühl wirkt,
finde ich die als kalt geltende Farbe im hellen
Sonnenlicht wärmend und lieblich. In
der Abenddämmerung sind mir die blauen
Blüten am liebsten, denn genau wie ihre
weissen Begleiter bleiben sie lange sichtbar,
während beispielsweise die roten Stauden
viel schneller im Dunkeln verschwinden.
Diese Eigenschaft lässt sich nutzen, indem
man viele blaue Pflanzen in der Nähe des
Sitzplatzes ansiedelt.
Mit einem blauen Blütenmeer kann man
ein Gehölz wie in einem See schwimmen
lassen. Denken Sie bloss an die im Frühling
hellblau blühenden Immergrün (Vinca
minor) in unseren Wäldern, an die vielen
sternförmigen Blüten der Leberblümchen
(Hepatica nobilis) oder an die Blausternteppiche
(Scilla sibirica) unter alten Bäumen in
Parkanlagen. Noch intensiver wirken die
Bluebellsflächen (Hyacinthoides non-scriptus
Syn. Scilla non-scripta) in Grossbritannien,
die ganze Gehölzpartien «im Wasser»
stehen lassen. Wir könnten eine ähnliche
Wirkung mit den bei uns besser wachsenden
spanischen Hasenglöckchen (Hyacinthoides
hispanica, syn. Scilla campanulata)
erzielen. Leider fehlt uns meistens der Platz
für dieses blaue Wunder. Auch auf die
Wogen von blauem Scheinmohn (Meconopsis
betonicifolia) müssen wir verzichten, da wir ihm die nötige Luftfeuchtigkeit im
Sommer nicht bieten können. Auf mein einziges
Exemplar (eher ein Wassertröpfchen
als ein Wellenmeer!) an einem geschützten
Platz bin ich besonders stolz. |
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Wenn ich – meine Gartenkünste bewundernd(!)
– vor diesem «Schatz» stehe und
über meinen Wunsch, der Natur immer das
Schwierige abzuringen, schmunzle, kommen
mir unzählige blau blühende Stauden
und Gehölze in den Sinn, die problemlos
wachsen:
Bereits im Frühling blühen an der Hauswand
die blauen Glocken der Clematis alpina.
Zusammen mit den vielen Akeleien
(Aquilegia vulgaris), den hellblauen Kaukasusvergissmeinnicht
(Brunnera macrophylla)
und der blau blühenden Sorte des
Buschwindröschens (Anemone nemerosa
«Allenii»), dem 1986 aus China eingeführten
Lerchensporn (Corydalis flexuosa), |
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Flockenblume |
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der
etwas unbekannteren Mertensia pulmonarioides
und dem sich leider stark ausbreitenden
Beinwell (Symphitum azureum) könnte
ich einen Platz im Halbschatten leicht in ein
blaues Beet verwandeln.Einen rein blauen
Garten aber möchte ich nicht haben, vielleicht
weil er kühl bis düster und damit eher abweisend wirken würde. Für mich gehören
weisse, zartgelbe oder rosa Blüten als «Aufheller
» dazu, wobei Blau durchaus überwiegen
darf.
Während im Frühling halbschattige
Lagen bevorzugende Pflanzen (Sonnenanbeterinnen
wie die Schwertlilie [Iris germanica]
und die Prärielilie [Camassia quamash]
scheinen eine Ausnahme zu sein) in der
Überzahl sind, ist im Sommer die Fülle an
blauen Wundern für sonnige Plätze gross.
Hervorstechend sind die hohen Rittersporne
(z.B. Delphinium «Finsteraarhorn»),
denen die Baptisia australis mit ihren lupinenartigen
Blüten die Schau zu stehlen versuchen.
Weniger auffallend sind die verschiedenen
blau blühenden Storchenschnäbel,
von denen ich bloss einige meiner
besonderen Lieblinge nennen kann wie
Geranium pratense «Plenum caeruleum»
(mittelblau, gefüllt), Geranium renardii
«Philippe Vapelle» (bläulich mit Purpurhauch,
dunkle Adern), Geranium «Nimbus»
(violettblau) oder das neuere Geranium
«Rozanne» (mittelblau mit weisser Mitte).
Wenn dazwischen die stahlblauen, stacheligen
Blüten der Kugeldistel (Echinops ritro
«Veitch’s Blue») im Wind schaukeln und
das Border von den blauen Rispen der Katzenminze
(mein Favorit: Nepeta racemosa
«Walker’s Low») begrenzt wird, ist mein
blaues Wunder fast vollkommen.
Die blauen Blüten der Hortensie
(Hydrangea macrophylla «Blaumeise»)
jedoch sind nicht zu übersehen, auch wenn
sie im Schatten des mittelblau blühenden
Hibiscus syriacus «Oiseau bleu» stehen.
Dieser wiederum wird von einer kleinblütigen
Clematis viticella überzogen.
Im halbschattigen Bereich veranstalten
zudem verschiedene Glockenblumen ihre
Schönheitskonkurrenz: Campanula lactiflora (eine hohe, reich blühende Art), Campanula persicifolia (etwas feiner, aber mit
grossen Blüten) und Campanula trachelium
(einheimische Wildpflanze). Am gleichen
Platz wachsen die hellblauen Jakobsleitern
(Polemonium caeruleum).
Liebhaber/innen der Salbei werden den
Hinweis auf die vielen Salvien vermissen,
die bei uns nur wenig vertreten sind, da
unser Garten zu wenig Sonnenplätze bietet,
aber selbstverständlich haben wir die
Gewürzsalbei (Salvia officinalis) und verschiedene
Steppensalbeisorten (Salvia
nemerosa) in unserem Garten.
Am Weiherrand steht die sibirische Iris
(Iris sibirica «Caesar’s Brother» ist nachtblau)
mit der Iris ensata (die Sorte «Blauer
Berg» hat ein mittleres Blau) in Konkurrenz
zueinander, während im Uferbereich das
Wasservergissmeinnicht (Myosotis palustris)
blüht. |
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Im Spätsommer und Herbst wird der
Garten rot und gelb. Umso mehr ragen die
blauen Blüten des späten Eisenhuts (Aconitum
carmichaeli) hervor. Ich freue mich
zudem am intensiven Blau der Bartblume
(Caryopteris candonensis «Heavenly
Blue»), nehme den süssen Duft der staudigen
Clematis heracleifolia wahr und freue
mich an den blauen Astern, von denen die
reinblaue Aster x frikartii «Wunder von
Stäfa» eines meiner bevorzugten «Bettagsblümchen» ist.
Wenn ich im Herbst die zartblauen Blüten
der Perovskia atriplicifolia, einem
Halbstrauch aus Afghanistan, betrachte,
wird mir bewusst, wie gut graue und silberne
Blätter zu Blau passen. Die bis 150 cm
hohe Pflanze hat nämlich weissfilzige Zweige.
Silberne oder graue Blätter wirken
zusammen mit Blau elegant. Mir gefallen
aber auch lichtblaue Blüten vor purpurnen
Blättern; so mag ich beispielsweise die hellblaue
Ballonblume (Platycodon grandiflorus),
die sich vor den rotblättrigen
Perückenstrauch verirrt hat. |
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Eisenhut und Anemonen im Herbst. |
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Eine ähnliche
Kombination möchte ich mit einer Clematis
«Mrs Cholmondeley», die in einen rotblättrigen
Holunder (Sambucus «Black Beauty») hineinwachsen soll, erreichen.
Nun, der blauen Wunder gäbe es noch
viele, denken Sie bloss an die Blaukissen
(Aubrieta), die verschiedenen Schmetterlingssträucher
(Buddleja), die blau oder violettblau
blühen, an die winterharten Agapanthus
(Headbourne-Hybriden), die stark
blaue Ochsenzunge (Anchusa azurea «Loddon
Royalist»), die Rasselblume (Catananche
caerulea), die einheimische Flockenblume
(Centaurea montana), die blauen Lupinen,
die Enziane, die Edeldisteln und viele
andere. Nur blaue Rosen gibt es nicht!
Schlagen Sie einen illustrierten Pflanzenkatalog
auf, und Sie werden einen Himmel
voller blauer Wunder sehen, aber hoffentlich
keine blauen Wunder erleben! |
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