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HEV 7/2008 Inhaltsverzeichnis
Unser Garten

     
  Blaues Wunder im Garten  
  Text: Barbara Scalabrin-Laube, Cottage Garten, Alten
Bilder: Margrit Born, Alten
 
     
  Blauer Mohn  
  Blauer Mohn  
     
  Auf blaue Wunder im Garten möchte ich nicht verzichten, nicht nur, weil Blau meine Lieblingsfarbe ist, sondern weil Blau den Rabatten Tiefe und Weite verleiht und sich gut mit anderen Farben kombinieren lässt. Während Blau im Schatten eher kühl wirkt, finde ich die als kalt geltende Farbe im hellen Sonnenlicht wärmend und lieblich. In der Abenddämmerung sind mir die blauen Blüten am liebsten, denn genau wie ihre weissen Begleiter bleiben sie lange sichtbar, während beispielsweise die roten Stauden viel schneller im Dunkeln verschwinden. Diese Eigenschaft lässt sich nutzen, indem man viele blaue Pflanzen in der Nähe des Sitzplatzes ansiedelt.
Mit einem blauen Blütenmeer kann man ein Gehölz wie in einem See schwimmen lassen. Denken Sie bloss an die im Frühling hellblau blühenden Immergrün (Vinca minor) in unseren Wäldern, an die vielen sternförmigen Blüten der Leberblümchen (Hepatica nobilis) oder an die Blausternteppiche (Scilla sibirica) unter alten Bäumen in Parkanlagen. Noch intensiver wirken die Bluebellsflächen (Hyacinthoides non-scriptus Syn. Scilla non-scripta) in Grossbritannien, die ganze Gehölzpartien «im Wasser» stehen lassen. Wir könnten eine ähnliche Wirkung mit den bei uns besser wachsenden spanischen Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica, syn. Scilla campanulata) erzielen. Leider fehlt uns meistens der Platz für dieses blaue Wunder. Auch auf die Wogen von blauem Scheinmohn (Meconopsis betonicifolia) müssen wir verzichten, da wir ihm die nötige Luftfeuchtigkeit im Sommer nicht bieten können. Auf mein einziges Exemplar (eher ein Wassertröpfchen als ein Wellenmeer!) an einem geschützten Platz bin ich besonders stolz.
 
      Wenn ich – meine Gartenkünste bewundernd(!) – vor diesem «Schatz» stehe und über meinen Wunsch, der Natur immer das Schwierige abzuringen, schmunzle, kommen mir unzählige blau blühende Stauden und Gehölze in den Sinn, die problemlos wachsen:
Bereits im Frühling blühen an der Hauswand die blauen Glocken der Clematis alpina. Zusammen mit den vielen Akeleien (Aquilegia vulgaris), den hellblauen Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) und der blau blühenden Sorte des Buschwindröschens (Anemone nemerosa «Allenii»), dem 1986 aus China eingeführten Lerchensporn (Corydalis flexuosa),
 
  Flockenblume
Flockenblume
   
       
  der etwas unbekannteren Mertensia pulmonarioides und dem sich leider stark ausbreitenden Beinwell (Symphitum azureum) könnte ich einen Platz im Halbschatten leicht in ein blaues Beet verwandeln.Einen rein blauen Garten aber möchte ich nicht haben, vielleicht weil er kühl bis düster und damit eher abweisend wirken würde. Für mich gehören weisse, zartgelbe oder rosa Blüten als «Aufheller » dazu, wobei Blau durchaus überwiegen darf.
Während im Frühling halbschattige Lagen bevorzugende Pflanzen (Sonnenanbeterinnen wie die Schwertlilie [Iris germanica] und die Prärielilie [Camassia quamash] scheinen eine Ausnahme zu sein) in der Überzahl sind, ist im Sommer die Fülle an blauen Wundern für sonnige Plätze gross. Hervorstechend sind die hohen Rittersporne (z.B. Delphinium «Finsteraarhorn»), denen die Baptisia australis mit ihren lupinenartigen Blüten die Schau zu stehlen versuchen. Weniger auffallend sind die verschiedenen blau blühenden Storchenschnäbel, von denen ich bloss einige meiner besonderen Lieblinge nennen kann wie Geranium pratense «Plenum caeruleum» (mittelblau, gefüllt), Geranium renardii «Philippe Vapelle» (bläulich mit Purpurhauch, dunkle Adern), Geranium «Nimbus» (violettblau) oder das neuere Geranium «Rozanne» (mittelblau mit weisser Mitte). Wenn dazwischen die stahlblauen, stacheligen Blüten der Kugeldistel (Echinops ritro «Veitch’s Blue») im Wind schaukeln und das Border von den blauen Rispen der Katzenminze (mein Favorit: Nepeta racemosa «Walker’s Low») begrenzt wird, ist mein blaues Wunder fast vollkommen.
Die blauen Blüten der Hortensie (Hydrangea macrophylla «Blaumeise») jedoch sind nicht zu übersehen, auch wenn sie im Schatten des mittelblau blühenden Hibiscus syriacus «Oiseau bleu» stehen. Dieser wiederum wird von einer kleinblütigen Clematis viticella überzogen.
Im halbschattigen Bereich veranstalten zudem verschiedene Glockenblumen ihre Schönheitskonkurrenz: Campanula lactiflora (eine hohe, reich blühende Art), Campanula persicifolia (etwas feiner, aber mit grossen Blüten) und Campanula trachelium (einheimische Wildpflanze). Am gleichen Platz wachsen die hellblauen Jakobsleitern (Polemonium caeruleum).
Liebhaber/innen der Salbei werden den Hinweis auf die vielen Salvien vermissen, die bei uns nur wenig vertreten sind, da unser Garten zu wenig Sonnenplätze bietet, aber selbstverständlich haben wir die Gewürzsalbei (Salvia officinalis) und verschiedene Steppensalbeisorten (Salvia nemerosa) in unserem Garten.
Am Weiherrand steht die sibirische Iris (Iris sibirica «Caesar’s Brother» ist nachtblau) mit der Iris ensata (die Sorte «Blauer Berg» hat ein mittleres Blau) in Konkurrenz zueinander, während im Uferbereich das Wasservergissmeinnicht (Myosotis palustris) blüht.
 
  Im Spätsommer und Herbst wird der Garten rot und gelb. Umso mehr ragen die blauen Blüten des späten Eisenhuts (Aconitum carmichaeli) hervor. Ich freue mich zudem am intensiven Blau der Bartblume (Caryopteris candonensis «Heavenly Blue»), nehme den süssen Duft der staudigen Clematis heracleifolia wahr und freue mich an den blauen Astern, von denen die reinblaue Aster x frikartii «Wunder von Stäfa» eines meiner bevorzugten «Bettagsblümchen» ist.
Wenn ich im Herbst die zartblauen Blüten der Perovskia atriplicifolia, einem Halbstrauch aus Afghanistan, betrachte, wird mir bewusst, wie gut graue und silberne Blätter zu Blau passen. Die bis 150 cm hohe Pflanze hat nämlich weissfilzige Zweige. Silberne oder graue Blätter wirken zusammen mit Blau elegant. Mir gefallen aber auch lichtblaue Blüten vor purpurnen Blättern; so mag ich beispielsweise die hellblaue Ballonblume (Platycodon grandiflorus), die sich vor den rotblättrigen Perückenstrauch verirrt hat.
     
    Eisenhut und Anemonen im Herbst.  
    Eisenhut und Anemonen im Herbst.  
  Eine ähnliche Kombination möchte ich mit einer Clematis «Mrs Cholmondeley», die in einen rotblättrigen Holunder (Sambucus «Black Beauty») hineinwachsen soll, erreichen.
Nun, der blauen Wunder gäbe es noch viele, denken Sie bloss an die Blaukissen (Aubrieta), die verschiedenen Schmetterlingssträucher (Buddleja), die blau oder violettblau blühen, an die winterharten Agapanthus (Headbourne-Hybriden), die stark blaue Ochsenzunge (Anchusa azurea «Loddon Royalist»), die Rasselblume (Catananche caerulea), die einheimische Flockenblume (Centaurea montana), die blauen Lupinen, die Enziane, die Edeldisteln und viele andere. Nur blaue Rosen gibt es nicht!
Schlagen Sie einen illustrierten Pflanzenkatalog auf, und Sie werden einen Himmel voller blauer Wunder sehen, aber hoffentlich keine blauen Wunder erleben!
 
     
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