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Wenn der Garten errötet
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* Barbara Scalabrin-Laube |
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Während im Frühling weiss und gelb blühende Sträucher, Stauden
und Zwiebelpflanzen in unserem Garten vorherrschen, wird das Bild im
Frühsommer von weiss, blau und rosa blühenden Stauden geprägt.
Im Sommer dann ist der Garten vorwiegend grün mit wenigen Farbtupfern,
bevor er im Herbst errötet. |
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Vor allem die verschiedenen Fächerahorne
(Acer palmatum in diversen Sorten),
einige Schneebälle (Viburnum sargentii,
Viburnum plicatum in Sorten und Viburnum
carlcephalum), ein Blütenhartriegel (Cornus
kousa), die zwei Pfaffenhütchen (Euonymus
alatus, Euonymus europaeus) sowie
die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) und
einige Strauchpäonien (Paeonia suffruticosa
in Sorten) verfärben sich rot. Aber auch die
roten Beeren einiger Schneebälle, der Berberitzen
(vor allem Sorten der Berberis
thunbergii) und Stechpalmen, die kleinen
Äpfelchen der verschiedenen Zierapfelbäume,
die Früchte vieler Rosen, rote Astern
und Fetthennen und letzte Strochenschnabelblüten
der Sorte «Dilys» verstärken das
rote Gartenbild.
Die Apfelbeere (Aronia prunifolia
«Viking»), der weissbunte Hartriegel (Cornus
alba «Elegantissima»), der Federbuschstrauch
(Fothergilla gardenii), die eichenblättrige Hortensie
(Hydrangea quercifolia) sowie die
Scheinkamelie (Stewartia pseudocamellia)
zeigen sich ebenfalls im schönsten Purpurmantel,
aber da sie nicht in das rote Herbstbild
eingefügt sind, ist ihre Wirkung weniger
stark. Selbstverständlich gibt es viele weitere rote Pflanzen, die im Herbst besonders auffallen.
Beispielsweise bedaure ich, dass ich keinen
Platz für eine Parrotie (Parrotia persica)
habe. Das bis fünf Meter hohe Gehölz würde
in einer Schönheitskonkurrenz bestimmt den
ersten Rang belegen, aber für diese Herbstkönigin
haben wir keinen Platz mehr. Ebenso
ist es schade, dass der wilde Wein (Parthenocissus
tricuspidata) den trockenen Sommer
2003 nicht überstanden hat. Unsere rotgelbe
Nordwand war im Oktober jeweils prächtig.
Nun erinnern nur noch die Haftscheiben an
diese rote Fülle. Hingegen bedaure ich nicht,
dass ich auf den von mir als Kind bewunderten
Essigbaum (Rhus typhina) verzichtet
habe. Das geflügelte Wort in Goethes Zauberlehrling
«die Geister, die ich rief …» trifft
zweifellos auf ihn zu. |
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Die Apfelbeere (Aronia prunifolia
«Viking»), der weissbunte Hartriegel (Cornus
alba «Elegantissima»), der Federbuschstrauch
(Fothergilla gardenii), die eichenblättrige Hortensie
(Hydrangea quercifolia) sowie die
Scheinkamelie (Stewartia pseudocamellia)
zeigen sich ebenfalls im schönsten Purpurmantel,
aber da sie nicht in das rote Herbstbild
eingefügt sind, ist ihre Wirkung weniger
stark. Selbstverständlich gibt es viele weitere rote Pflanzen, die im Herbst besonders auffallen.
Beispielsweise bedaure ich, dass ich keinen
Platz für eine Parrotie (Parrotia persica)
habe. Das bis fünf Meter hohe Gehölz würde
in einer Schönheitskonkurrenz bestimmt den
ersten Rang belegen, aber für diese Herbstkönigin
haben wir keinen Platz mehr. Ebenso
ist es schade, dass der wilde Wein (Parthenocissus
tricuspidata) den trockenen Sommer
2003 nicht überstanden hat. Unsere rotgelbe
Nordwand war im Oktober jeweils prächtig.
Nun erinnern nur noch die Haftscheiben an
diese rote Fülle. |
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Ein wenig bekannter Star im Herbstgarten: die
Apfelbeere. Sie beeindruckt mit ihrer auffallenden
Herbstfärbung. Ihre Früchte lassen sich gut
zu kulinarischen Spezialitäten verarbeiten. |
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Hingegen bedaure ich nicht,
dass ich auf den von mir als Kind bewunderten
Essigbaum (Rhus typhina) verzichtet
habe. Das geflügelte Wort in Goethes Zauberlehrling
«die Geister, die ich rief …» trifft
zweifellos auf ihn zu.
Selbstverständlich ist unser Garten im
Herbst nicht ausnahmslos rot-grün. Blaue
und weisse Farbtupfer von späten Blütenstauden
und Gehölzen, die sich gelb,
orange oder braun verfärben, gehören
ebenfalls dazu. Für mich aber ist Rot in dieser
Jahreszeit die prägende Farbe.
Vielleicht stellen Sie jetzt die Frage, ob
ich denn keine roten Tulpen, Pfingstrosen,
Dahlien, Rosen, Mohn, Rhododendren,
Hibiskus, Taglilien, Salbei usw. habe. Meine
Antwort ist nein, obwohl es wegen meiner
Inkonsequenz Ausnahmen gibt. Ich ziehe es
vor, wenn der Garten nicht allzu bunt ist, im
Jahresverlauf aber sein Farbbild wechselt. |
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Die Allerdings ist im Winter alles anders. Da
habe ich für jede Blütenfarbe ein Herz, ist es
doch fast ein Wunder, dass überhaupt einige
ganz vorwitzige Pflänzchen blühen, auf
den kommenden Frühling hinweisen und
Eis und Schnee trotzen, sich beispielsweise
wie die Schneeglöckchen manchmal hinlegen
und sich – sobald es etwas wärmer ist –
wieder aufrichten. So blühen karminrote
Lenzrosen neben gelben Winterlingen und
rosa Alpenveilchen, ohne dass mich dies
irritieren würde.
Rot ist – nicht nur im herbstlichen Garten
– eine spannende Farbe. Das Symbol
für Glück und Lebensfreude, für Energie
und Lust, für Liebe und Begierde, für
Wärme und Hitze, für Blut und Aggression,
für Gefahr und Feuer, für das Verbotene
und die Unmoral hat die Menschen schon
immer bewegt. |
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Besonders schön und auffallend sind die grossen,
leuchtendroten Hagebutten der Apfelrose. |
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So waren im Mittelalter rote Kleider der
Obrigkeit und dem Klerus vorbehalten.
Krieger trugen später rote Uniformen, der
Teufel wird gern als roter Dämon dargestellt,
für hohe Staatsbesuche wird noch
heute der rote Teppich ausgerollt, und in
unsern Adern fliesst rotes Blut. Rot ist aber
auch das Feuer, welches Wärme bedeutet,
mit dessen Hilfe Eisen bearbeitet und Essen
gekocht werden kann. Der Verliebte
schenkt der Angebeteten rote Rosen zum
Zeichen seiner Verehrung. Wenn sie ihn
verlässt, sieht er vielleicht rot! Rot soll übrigens
die erste vom Menschen wahrnehmbare
Farbe im Regenbogen sein. Haben Sie
auch schon überlegt, weshalb mit dem Rotstift
korrigiert wird? Warum geht man ins
Rotlichtmilieu und nicht etwa in die Gelbzone?
Warum halten Sie bei Rot und nicht
etwa bei Blau? Warum sind viele Verkehrszeichen
rot? Wieso tragen Revolutionäre
oft rote Fahnen mit? |
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Im Garten und vermutlich auch in der
Malerei ist die Verwendung von Rot nicht
ganz einfach, denn rote Blüten dominieren
und treten in den Vordergrund. Wenn sie in
der Mehrzahl sind, übersieht man andere
Farben sogar, ein anschauliches Beispiel ist
unser errötender Herbstgarten, in dem die
andern Farben Nebenrollen spielen. Anderseits
kann ich mit kleinen roten Farbpunkten
Nachbarpflanzen beleben.
Mit Recht werden Sie nun einwenden,
dass Rot nicht Rot ist. Zinnoberrot (Rot mit
einem Gelbanteil) wirkt beispielsweise ganz
anders als Karminrot (Rot mit Blauanteil).
Ich finde z.B. zinnoberrote Blüten vor rotblättrigen
Gehölzen faszinierend und aufregend.
Hingegen wirken karminrote Blüten
vor diesem Hintergrund für mich langweilig.
Sind Letztere aber mit graublättrigen
Stauden kombiniert, mag ich die ruhige,
fast etwas kühle Wirkung des Bildes. |
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Die Blätter des Eisenholzbaumes (Parrotia
persica) bieten eine grosse Palette von schönen
Herbsttönen von kräftigen Gelb- und Orangenuancen
bis hin zu dunklem, fast violettem Rot. |
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Mit gefällt unser Garten, wenn er ruhig,
harmonisch, aber doch aufregend wirkt.
Diese Vorliebe führt dazu, dass mich die
herbstlichen, etwas gedämpfteren Rottöne
mehr ansprechen als die fröhlichen, fast
aufdringlichen Rottöne im Frühjahr und
Sommer. Da ich aber auch Gegensätze
mag, freue ich mich, wenn zwischen den
weissen Tulpen frech eine rote blüht, wenn
im Wäldchen eine rotblühende Kamelie
dem Winter trotzt, wenn der karminrote
Storchenschnabel (Geranium «Patricia»)
glaubt, Beweis für meine Inkonsequenz
zu sein, und mir Herr Schönholzer stolz
drei scharlachrote Bartfaden (Penstemon
«Schoenholzeri») schenkt, die sein Vater
gezüchtet hat. Beim Gedanken an all die
ungewollten, aber schönen «Rothäute» in
unserem Garten erröte ich beinahe. |
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* Cottage Garten, Alten |
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